Marven Gründler hebt im Vereinigten Königreich ab
Von Lothar Schwark
Auf ein besonderes fliegerisches Erlebnis blickt der 15-jährige Marven Gründler von der Fliegergruppe Freudenstadt zurück. In den großen Schulferien war er als Helfer bei den Junioren Nationals des Vereinigten Königreich in Keevil auf einem ehemaligen Militärflugzeug dabei. Womit Gründler nicht rechnete: Dreimal durfte er bei der Juniorenmeisterschaft in einem Doppelsitzer mitfliegen, und erlebte selbst eine Außenlandung auf einem englischen Acker. „Eigentlich wollte ich nur meine Englischkenntnisse auffrischen und habe beim Englischen Segelflugverband nachgefragt, ob ich in Keevil bei den Nationals als Helfer dabei sein kann“ blickt Gründler zurück. „Die Zusage kam postwendend“. So machte er sich mit dem Linienflieger auf den Weg nach London – Heathrow, um von dort mit dem Bus nach Keevil weiter zu reisen.
Dort wurde er freundlich begrüßt und freute sich auf seine Helfertätigkeit bei den Nationals, bei denen vom Streckenfluganfänger bis zum Juniorenweltmeister alles dabei war. 36 Teilnehmer flogen die Nationals mit. Weiterhin waren 12 Teams mit Doppelsitzern und wechselnden Besatzung integriert. Damit hatte der Nachwuchs ohne große Streckenflugerfahrung die Chance einmal selbst Wettbewerbsflüge mitzuerleben. Der Lerneffekt war groß. In den ersten Tagen holte Marven fleißig die Schleppseile ein, schob fleißig Flugzeuge und half sonst noch mit. Übermäßig Kraft war beim Schieben auf der breiten Asphaltbahn des Flugplatzes nicht gefragt. Beeindruckt war Gründler von der Größe des ehemaligen Militärplatz, der über drei kreuzenden Start und Landebahnen verfügte. So sind selbst bei Starkwind aus verschiedenen Richtungen sichere Starts und Landungen möglich. Glücklich zeigt sich Gründler, dass er zweimal in einer ASK 21 und einmal in einem Janus CM in Begleitung eines Instruktors mitfliegen durfte. Die ersten beiden Flüge kehrte er mit einer Zeitwertung zurück. Es waren echt gute Flüge schildert der 15-jährige.
An die deutlich schwächere Thermik gegenüber dem Schwarzwald musste er sich dagegen erst gewöhnen. So beträgt der Durchschnitts Thermikwert in England rund 1,2 Meter. Der dritte Flug endete auf dem Acker, nachdem es anfangs die ersten 100 Km gut lief. Nach der zweiten Wende war die Luft nahezu tot. Mit rund sechs Flugzeugen wurde die nächsten vielversprechende Wolken angepeilt, die das ASK 21 Team leider zu tief erreichte, und der Aufwind sich schon in größere Höhen verabschiedet hatte. Also suchten wir ein hübsches Feld raus, und ich erlebte meine erste Außenlandung, und das Ganze in England, erinnert sich der Junior der Fliegergruppe Freudenstadt. Als erstes mussten sie dann den Farmer suchen, der der Rückhohlmannschaft mit großen Flugzeuganhänger das Tor zum Feld öffnete. Beeindruckend für Gründler war eine Flugaufgabe in Richtung Südwest. Rechts und links konnte man das Meer sehen so Gründler beeindruckt. An einem weiteren Tag war er mit seinem Instruktor in einer Konvergenz (zwei verschiedene Luftmassen treffen sich und steigen auf) über den Wolken unterwegs.
„Alle in England waren sehr hilfsbereit, was mich sehr gefreut hat“ so Gründler, der bei den Nationals in einem Zelt geschlafen hat. Mit dem Essen kam er klar. Dazu hat er neue Fliegerfreunde kennengelernt, die er am letzten Abend der Meisterschaft zum Gegenbesuch nach Musbach eingeladen hat. Im Oktober wollen die ersten zwei neue Freunde Marven in Musbach besuchen. Dann will er sich revanchieren und seinen englischen Fliegerfreunde Mitflüge in einem der drei in Musbach stationierten Doppelsitzer ermöglichen. Den Heimweg trat Marven mit Vater Christoph Gründler an, der selbst begeisterter Segelflieger und Fluglehrer in Musbach ist. Einmal mehr zeigte sich dabei, dass die Fliegergemeinschaft immer noch vorhanden ist. 2023 ist dann für Marven ein besonderes Jahr. Dann kann er seinen Segelflugschein erwerben, und allein mit Wind und Wolken, Flüge über dem Schwarzwald und weiteren Destinationen erleben.