Deutscher Segelfliegertag 2023

Freudenstadt Hauptstadt der Segelflieger

Von Lothar Schwark

Zum zwischenzeitlich 80. Segelfliegertag lud die Bundeskommission Segelflug vom Deutschen Aero Club ein. Als bewährter Gastgeber und Ausrichter begrüßte die Fliegergruppe Freudenstadt rund 1200   Segelflieger im Kongresszentrum – Kurhaus Freudenstadt, die aus ganz Deutschland und europäischen Nachbarländer angereist waren. Nach 2015 und 2019 war dies bereits der dritte Segelfliegertag, den die FG Freudenstadt ausrichtete. Bereits im Vorfeld hatte Vorsitzender Axel Reich, 2. Vorsitzender Karl Pfau und Kassier Tobias Abraham hunderte von ehrenamtlichen Stunden investiert. Damit war ein runder und perfekter Ablauf gesichert.

Um solch eine Veranstaltung zu stemmen, war der gesamte Verein und die ebenfalls in Musbach beheimatete Fliegergruppe Renchtal im Einsatz. „Jung und Alt beider Vereine bildeten eine Einheit“. Wie wichtig das ist, kam beim Vortrag von Steffen Wagner zum Ausdruck. Im großen Saal des Kurtheater lautete das Thema: Jung sein in Zeiten von Klimakrise und Chat GPT- wie tickt die Generation Z, wie sieht die Lebenswelt der 12–25-Jährigen in Deutschland aus?  Anhand der Analyse der großen Jugendstudien soll das Verständnis der Generationen untereinander erleichtert werden, gab Wagner Gästen und Vereinsvertretern mit auf den Weg. Langanhaltender Beifall belegte, dass Wagner es verstand, ein hochaktuelles Thema verständlich zu übermitteln und Impulse zu setzen.

Zum Segelfliegertag begrüßte Vorsitzender Reich den Freudenstädter Oberbürgermeister Julian Osswald, sowie Bürgermeister Tore -Derek Pfeifer, der für den verhinderten Landrat Klaus Michael Rückert dabei war. Der Sportkreis Freudenstadt wurde durch dessen Sportkreispräsident Alfred Schweizer vertreten. Auch das SWR Fernsehen (Landesschau) und SWR Radio zeigten Interesse und sendeten kurze Berichte,

Oberbürgermeister Osswald hob die langjährigen Leistungen der Fliegergruppe hervor. Dabei betonte er, dass Freudenstadt in einem der reizvollsten Segelflugreviere in Deutschlands läge. Einsteiger, wie auch Profis fänden über dem Schwarzwald optimale Thermikbedingungen.  Der Vorsitzende der Bundeskommission Segelflug René Brodmühler, wie auch Vorsitzender Reich dankten den vielen Helfern für deren wichtige Unterstützung.

Spannend wurde es für die Landtagsabgeordnete Katrin Schindele (CDU), die in ihrer Fraktion für die Luft-und Raumfahrttechnik zuständig ist. Im Gespräch mit BWLV Präsident Eberhard Laur erfuhr sie was die Segelfliegerwelt und allgemeine Luftfahrt aktuell bewegt. Thilo Holighaus von Schempp-Hirth stellte Schindele im Foyer des Kurhaus den neuen Ventus 3 mit Elektromotor vor. Der 18 Meter Prototyp wurde zum Zuschauermagnet. Nahezu den ganzen Tag war er dicht umlagert. Deutlich wurde beim Segelfliegertag, dass der Weg bei den Eigenstartern immer mehr in Richtung Elektromotor geht. Aber auch die Düse wird weiterhin als Heimkehrhilfe eingesetzt. Stark vertreten war „Jonker Sailplanes“  mit Konstrukteur Uys Jonkers, der mit der zweifachen Frauenweltmeisterin Katrin Senne die Produkte aus Südafrika vorstellte. Neben einer JS-3 wurden Publikumswirksam ein Twin Shark, ein Arcus und eine Mini Lak regengeschützt  im Kurhausgarten vorgestellt.  Ebenso waren die Hersteller Alexander Schleicher und DG Flugzeugbau mit Ständen vertreten. Eine LS 4 mit Düse war ein Blickfang.

Alles was das Herz zum Segelfliegen erfreut boten zahlreiche Anbieter an. Da wurden die neusten Bordinstrumente, Fallschirme und weiteres Zubehör vorgestellt. Dass die Instrumentierung in den Cockpits mittlerweile einen echten Quantensprung erreicht hat, belegen inzwischen Flugleistungen die vor 20 Jahren noch quasi undenkbar waren. Hier hatte man an den einzelnen Ständen der Anbieter die Qual der Wahl. Die Weltmeisterdichte war hoch. Als absoluter Überflieger war der vierfache Offene Klasse Weltmeister Michael Sommer dabei. Ihm ist Musbach in guter Erinnerung, wo er 1997 Junioren Europameister der Standardklasse wurde. Vom Nachbarverein LSV Schwarzwald war der ehemalige Weltmeister Matthias Sturm und 1000 km Experte Michael Schlaich dabei. Der Deutsche Segelfliegertag steht auch für die Siegerehrungen vom   DAeC.  Liga- und Weltrekordpiloten/innen, wie auch Deutsche Meisterinnen und Meister wurden ausgezeichnet. Pokale und Urkunden wurden von Christof Geißler übergeben. Das Mitglied der Fliegergruppe Freudenstadt ist in der Bundeskommission Segelflug als Vizepräsident tätig. Ebenso ist der Freudenstädter einer der Vizepräsidenten der Internationalen Segelflugkommission und Segelflugreferent des Baden-Württembergischen Luftfahrtverband.

Über den ganzen Nachmittag konnte man unter zahlreichen Vorträgen wählen. So konnte man einen Vortrag von Benedict Munz verfolgen, der mit einem Gasballon am Gordon Bennett Race 2022/23 teilnahm. Möglichkeiten des Wellenflug über den Wolken zeigten Bernhard Dobre und Luka Zumardic die einen Flug über 1750 Km in Höhen von über 6000 Meter auf der sogenannten Adria Autobahn mit einem Video wiedergaben.

Gut an, kam der Beitrag von den Segelfliegern in Rheinstetten (bei Karlsruhe) die ihren Flugbetrieb mittlerweile unabhängig und Klimaneutral gestalten. Wie sich die Vorgaben der EASA Flightpath 2030 + entwickeln zeigte Vladimir Foltin auf.  Ebenso wie die Entwicklung mit Avgas nach 2025 weitergeht.  Vereine mit stark motorisierten Schleppmaschinen dürfte das Fehlen von bleifreien Benzin Sorgenfalten bereiten. Einen eindrucksvollen Vortrag, zur Verbesserung der Flugsicherheit hielt Matthias Schunk, als erfahrenste Alpenflieger. Technikthemen sprach Jannes Neumann an. Mit mehreren Pflichtvorträgen wurden Trainer im Sportbereich von Bundestrainer Wolli Beyer sowie Tino Janke, Felix und Jan Rotthard mit neusten Regelungen vertraut gemacht. Segelflugkunstflieger berichteten über die WM in Polen. Neuste Wettermodellierungen stellte Matthew Scutter vor.

Abends traf sich ein großer Teil der Fliegerfamilie in der Waldlust. Zur guten Stimmung trug die Band Potluck bei. Auch hier war mit Keyboarder Wolfgang Haug ein Fliegergruppenmitglied dabei. Die Fliegergruppe dankt dem Vorsitzenden vom Denkmalverein Waldlust Herbert Türk, dass man das Haus nutzen konnte. Die Fliegerschar war auf jeden Fall von der historischen Lokalität begeistert. Und bis weit nach Mitternacht kam die Fliegerkameradschaft nicht zu kurz.