Zwischenhoch optimal genutzt
Von Lothar Schwark
Nachdem es für die Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt in der Segelflugbundesliga aktuell eher zäh läuft, haben sie am 28. Mai in der Online Contest Tageswertung bewiesen, dass sie bei Langstreckenflügen gut dabei sein können. Weltweit landete Timo Lehrke mit 785,60 Punkten/624,53 km (Mini Nimbus) unter 218 Teilnehmer auf dem 5. Platz. Marven Gründler erflog mit dem Förderflugzeug Discus 2 vom Baden-Württembergischen Luftfahrtverband den 8. Platz. Er erzielte 775,42 Punkte/621,79 km. Noch besser lief es in der Deutschlandwertung Da landete Lehrke hinter Martin Kühn vom LSV Schwarzwald, der mit einem Ventus 3 M 18 Meter 812, 85 Punkte/754 km erflog. Der Ventus 3 verfügt über eine weit größere Gleitleistung die es ermöglicht bei tieferer Arbeitshöhe Durststrecken zu überbrücken. Deutschlandweit landete Gründler unter 80 Piloten auf Platz 4. So waren die Musbacher Aufwindjäger mit ihren 15 Meter Flugzeugen diesmal gut dabei. Die unterschiedlichen Leistungen der Flugzeuge werden durch einen Handicap-Faktor ausgeglichen.
Während 2023 Deutschlandweit bis Mitte Juni an vielen Tagen in der Republik Flüge zwischen 800- 1250 km gelangen, muss heuer dem Wetter jeder Langstreckenflug abgerungen werden. Arbeitshöhen von bis knapp 3000 Meter (je nach Luftraum) waren im Vorjahr immer wieder nutzbar. Zumindest im Schwarzwald kann man 2024 nur davon träumen.
Nachdem der Segelflugwetterbericht für Dienstag (28.Mai) mit einem Zwischenhoch gutes Wetter voraussagte, wurden die Flugzeuge am frühen Morgen in Musbach für den Streckenflug vorbereitet. Anfangs dämpften tiefe Wolken und viel Grau die Hoffnung auf einen erfolgreichen Flug. Marven Gründler schildert dazu seine Eindrücke: „Nachdem wir beim Aufbauen der Flugzeuge ganz leichten Regen auf den Flügeln gesehen haben, haben Timo Lehrke, Tim Heritier und ich schon etwas gezweifelt, ob es so gut wie vorausgesagt wird“.
Der Optimismus siegte. Wir haben je Flugzeug 80 Liter Wasserballast getankt. Damit wird bei guter Thermik die Reisegeschwindigkeit gesteigert. Wenn es mit der Thermik eng wird, kann das Wasser im Flug abgelassen werden. Ein Dank ging an die Schlepppiloten Karl Pfau, Axel Reich und allen die mithalfen. „Ich entschied mich mit Lehrke auf Nordkurs zu gehen“. Heritier setzte auf den Süden, musste dann aber mangels Thermik in Winzeln – Schramberg außenlanden. Auf Nordkurs waren die Aufwinde recht eng und schwierig zu finden. „Im Teamflug hat dies aber gut geklappt“, so Gründler. Bei Karlstadt/ Hessen wurde gewendet. Danach ging es über Rothenburg/Tauber an Dinkelsbühl vorbei. Von dort lockte der Alb mit guten Aufwinden die runder zum Kreisen waren. Unter zwei Meter/Sekunde wurde nichts angenommen. Eine Konvergenzlinie zusammenfließender Luftmassen beschleunigte das Rennen in Richtung Südschwarzwald. Nach einem Tiefpunkt bei Donaueschingen gelang der Sprung bis zum Schluchsee. Es war anspruchsvoll, aber gelang. Im Finalglide fand Lehrke bei Loßburg noch einen Aufwind. Ihm machten die vielen Mücken am Profil seines Mini Nimbus zu schaffen. „Ich konnte den Flug noch etwas über Musbach hinaus verlängern“. Genutzt hat der Mückenputzer am Discus 2 mit dem Wettbewerbskennzeichen BW 2. Kurze Flüge nach Feierabend schafften noch Jakob Schick (130 km) und Martin Pollex (161 km). Lehrke und Gründler waren rund 8:30 Stunden im engen Cockpit unterwegs.
Foto: Schick