Alpenflug unvergessliche Eindrücke 2023

Von Musbach nach St. Auban

Von Lothar Schwark

Für Joachim Treier und Michael Buchthal erfüllte sich ein lang gehegter Segelfliegertraum. Mit einem zweitägigen Wandersegelflug, der sie über fünf europäische Länder führte eroberten beide die faszinierende Alpenwelt. Nach hochspannenden motorlosen 8:23 Stunden und 658 Segelflugkilometern erreichten sie, das französische Segelflugleistungszentrum St. Auban in der Provence.

Das exzellente Segelflugwetter Mitte August im Alpenrelief zeichnete sich seit Tagen ab. Im Schwarzwald gabs dagegen stabiles Hochdruckwetter, mit nur mäßiger Thermik. Um das Segelfliegertraumwetter zu erreichen, wurden zwei Varianten diskutiert. Entweder die Segelflugparadiese der Schweiz oder Frankreich mit dem PKW und Flugzeug Hängergespann anfahren oder sich mit dem Ultraleichtflugzeug Dynamic der Fliegergruppe Freudenstadt an den Alpenrand schleppen zu lassen. Die Dynamic glänzt mit genügsamem Spritverbrauch. Die beiden Alpenflieger entschieden sich für den Flugzeugschlepp bis Oberstdorf im Allgäu um den Alpeneinstieg zu schaffen.

So hatte auch der 2. Vorsitzende der Fliegergruppe Karl Pfau als Schlepppilot sein Erfolgserlebnis. Nach detaillierter Flugvorbereitung und Einbau des Sauerstoffgerätes in das Doppelsitzige Leistungssegelflugzeug vom Typ Duo Discus XL ging es am 18. August um 10:46 Uhr in Musbach los. Mit rund 150 km/h arbeitete sich der Schleppzug Richtung Allgäu vor. Von Oberschwaben aus sah man den Bodensee im vollen Glanz. Die Insel   Reichenau und Mainau waren gut zu erkennen. Hinter Oberstdorf wurde die mächtige Flugschanze überflogen. In Rund 2.800 Meter flog man ins Kleine Walsertal ein. Beim Hohen Ifen löste man das Seil vom Schleppflugzeug. Danach machte sich Pfau mit rund 200 Km/h Reisegeschwindigkeit auf den Rückweg in den Schwarzwald. Für Treier und Buchthal begann das packende Spiel mit den thermischen Aufwinden in der wundervollen Gebirgslandschaft der Alpen.

Über Lech und Zürs ging es ins Montafon. Die Stauseen der Silvretta Hochalpenstraße wurden überflogen. Klosters und Davos wurden querab passiert. Über Graubünden ging es weiter vorbei am Splügenpass und San Bernhardino Pass. Der Gipfel des Rheinwaldhorn wurde nördlich passiert. Der Gipfel ist mit 3402 Meter der höchste des Tessins. Mit rund 160 km/h wurde die Südseite des Gotthardpasses angeflogen. Gut zu sehen war die alte Passstraße aus Kopfsteinpflaster mit ihren Serpentinen. „Die Eindrücke waren unbeschreiblich“ so Treier im Rückblick. Über den Nufenenpass ging es in Richtung Wallis weiter. Nördlich des Kurses beeindruckte die Eiswelt des Rhonegletschers und des Aletschgletschers. Vorbei am Simplonpass und dem Taleingang von Saas Fee ging es unterhalb der Bergflanken in das Tal von Zermatt. Mit seiner mächtigen Silhouette war das Matterhorn schon von weitem erkennbar. Da machte sich selbst bei den beiden erfahrenen Segelflugpiloten große Begeisterung breit.

Große Herausforderung war der Sprung ins Aostatal. Unterhalb des gewaltigen Dom mit 4545 Meter Gipfelhöhe wurde der enge Aufwind angezapft, um den Weiterflug nach Zermatt zu ermöglichen. Atemberaubend war das Monte Rosa Massiv anzuschauen. Im leichten Hangaufwind ging es vorbei an der steilen Felswand des majestätischen Matterhorns. Der Sprung ins Aosta Tal (Italien) war gelungen. Nun waren Treier und Buchthal wieder in bekannten Regionen, die sie bei Trainingsflügen als langjährige Mitglieder der Segelflug Nationalmannschaft von Südfrankreich aus erkundet hatten. Die französischen Skigebiete von Val `d Isere und Lac de Tignes wurden passiert. Nördlich der Flugroute stand beeindruckend ein ständiger Begleiter der überragende Gipfel des Mont Blanc Massiv. Mit dem Bergmassiv der Ecrins wurden die französischen Seealpen erreicht. Gegen 19.08 Uhr schwebte man auf dem Flugplatz in St. Auban ein. Ein motorloser und atemberaubender Flug über 5 Europäische Länder durch die westlichen Hochalpen wurde gemeistert. Die beiden Schwarzwälder Piloten waren überglücklich.

Nach einer Übernachtung in der Provence sollte es am kommenden Tag ohne Hängergespann wieder zurück gehen nach Musbach. Die Wetterprognose hatte teilweise abschirmende Bewölkung gemeldet und so war es nicht sicher, ob ein Heimflug klappen würde. Nach einem frühen Start in St. Auban musste zuerst tief im Relief der französischen Seealpen um jeden Höhenmeter gekämpft werden. Der Anschluss in die Hochalpen gelang und so konnte im schnellen Vorflug der Lac de Mt. Cenis und das Matterhorn schnell erreicht werden. Vorbei ging wieder an Saas Fee und Gotthard Pass. Über Graubünden und das Montafon wollte man einen Flugplatz in Oberschwaben erreichen. Nach langem Kreisen an der Disnerhöhe 2105m im Begrenzer Wald bis auf 3000 Höhe war klar, dass man nun den Flugplatz Leutkirch erreichen wird. Aus der Luft wurde Schlepppilot Pfau kontaktiert. Um 18.20 Uhr landete man in Leutkirch, alles Motorlos mit der Energie der Sonne. Schnell wurde das Schleppseil hinter der Dynamic eingeklinkt. Und um 20.30 Uhr setzte der Duo Discus XL mit seinen 20m Spannweite wieder sanft auf der Piste 35 in Musbach auf. Ein unvergessliches und nicht alltägliches Flugerlebnis war zu Ende gegangen.

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