Lautlos über die Gipfel der Alpen schweben

Blanke Felsen, schmale Grate, Scheefelder und Gletscher: Zwei Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt erlebten bei einem zweitägigen Wandersegelflug die ganze Schönheit der Alpen.

von Lothar Schwark

Joachim Treier und Tobias Abraham brachten von ihrem ausßergewöhnlichen Segelflug unvergessliche Eindrücke mit. Um sich stundenlange Überlandfahrten mit dem Flugzeuganhänger zu einem Alpenflugplatz zu ersparen, entschlossen sich die Piloten, ihre Segler von Musbach aus mit dem Ultraleichtflugzeug „Dynamik“ zum Alpenrand schleppen zu lassen. Von der Idee war auch Schlepppilot Axel Reich begeistert.

Nach einer ausgiebigen Flugvorbereitung hob der Schleppzug kürzlich von der Musbacher Piste ab. Flott ging es mit etwa 140 bis 150 Kilometern pro Stunde der Alpenwelt entgegen. Vorbei am Plettenberg auf der Schwäbischen Alb überflogen die Flugzeuge Oberschwaben. In Flugrichtung rechts glänzte das Wasser des Bodensees. Es nahten bald die Allgäuer Alpen. Oberstdorf und der 2230 Meter hohe Hohe Ifen im Kleinen Walsertal wurden überflogen. Südlich von Oberstdorf war dann die Thermik deutlich zu spüren. Joachim Treier klinkte sein Flugzeug aus.

Im hinteren Sitz des Duo Discus konnte Tobias Abraham die Oberstdorfer Skiflugschanze und zahlreiche Alpengipfel erkennen. Axel Reich flog wieder nach Musbach zurück. Mit 60 Litern Wasser in den Flügeln lag der Duo Discus mit 20 Meter Spannweite satt in der Luft. Die anfangs noch schwache Thermik wurde zunehmend besser. Über Ischgl ging es weiter nach St. Moritz. Das Pilotenduo flog am Piz Bernina vorbei über die Silvaplana und den Lago di Lei zum Wendepunkt Piz Terri auf der Grenze der Kantone Graubünden und Tessin.

Die Aufwinde wurden stärker. Auf dem Rückweg ging es bis auf 4150 Meter hinauf. Vorbei am Lago di Livigno wurde der Reschenpass erreicht. Bei absinkender Wolkenbasis erfolgte ein Gleitflug von eineinhalb Stunden, vorbei an der Zugspitze über Garmisch-Partenkirchen zum Flugplatz Ohlstadt-Pömelsriet.

Insgesamt 622 Kilometer hatten die Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt an diesem Tag erflogen. Freundlich wurde das Pilotengespann empfangen. Geschlafen wurde jedoch nicht im Vereinsheim. Treier und Abraham zogen die Nachtruhe unter dem Flügel ihres Duo Discus vor, um den freien Blick zur Zugspitze zu genießen. Am Tag darauf starteten die Flieger in Ohlstadt zu einem weiteren Alpenflug. In 1500 Metern Höhe löste sich der Segler vom Schleppseil. Es folgte ein Flug über den Achensee. Vorbei an Zell am See, ging es zum Hochkönig. Wegen aufkommender Regenschauer drehten die Piloten kurz vor dem Dachstein um.

Der Rückweg gestaltete sich etwas schwieriger, da sich die Thermik auflöste. Garmisch- Partenkirchen wurde jedoch erreicht. Tobias Abraham forderte Axel Reich zum Rückschlepp nach Freudenstadt an. Die Wartezeit nutzte man nach absolvierten 430 Flugkilometern zum Hangsegelflug am Olstadter Hausberg. Doch der Wunsch, die Zugspitze zu überfliegen, blieb unerfüllt, da sich der Gipfel in Wolken hüllte. Pünktlich um 19 Uhr erfolgte von Ohlstadt aus der Rückschlepp nach Musbach. Kurz nach Sonnenuntergang um 21 Uhr setzte der Duo Discus in Musbach auf. Danach blieb die Besatzung erst einmal sitzen, um die großartigen Eindrücke der zwei Tage Revue passieren zu lassen. Ein Dank ging an Axel Reich, der mit seinem Einsatz das fliegerische Abenteuer ermöglicht hatte.

Bilder: Joachim Treier, Tobias Abraham

Piloten nutzen optimales Rennwetter und satte Aufwinde

Bundesliga Runde 12

von Lothar Schwark

Starke Aufwinde über dem Schwarzwald haben die Aufwindjäger der Fliegergruppe Freudenstadt zu Platz 8 in Rundenwertung 12 umgemünzt. In der laufenden Gesamtwertung machten die in Musbach beheimateten Piloten vier Plätze gut. Sie liegen aktuell auf Rang 12. Nur fünf Punkte trennen die Freudenstädter vor der letzten Runde von Platz 10, den die LSG Hersbruck hält. Rein theoretisch wäre mit 14 Punkten Rückstand noch Gesamtplatz 7 möglich, den aktuell die LSG Fallersleben mit 106 Zähler hält.

Wie in den Runden zuvor fand man das beste Rennwetter im Nordosten Deutschlands vor. Dort entwickelten sich über den ausgetrockneten Heidelandschaften starke großflächige Aufwinde. Wiederholt glänzte der Thüringer Wald mit sehr guten Aufwindbedingungen. Über dem gesamten Schwarzwald entwickelten sich anfangs starke Aufwinde.

An beiden Ligatagen kochten die Kumuluswolken jedoch ab dem Nachmittag mehr und mehr über. Graue Fallstreifen zeigten dabei den Niederschlag an. Die Kunst war dabei, die richtigen Aufwindstreifen zu finden. Denn nur wenige Minuten zu spät, kann sich der vermutete Aufwind unter einer Wolke zum starken Abwind mit Regen verwandeln.

Michael Buchthal hatte es mit Copilot Timo Hildenbrand einmal mehr am eiligsten. Mit einem Duo Discus spurteten sie in einem Jo-Jo- Flug über dem Schwarzwald 102,49 Punkte/110,17 km/h (Speed) heraus. „Schon beim ersten Schenkel zum Titisee war das Höllental in einen Schauer gehüllt und die Wolken nicht mehr ganz ›koscher‹. Beim zweiten Südschlenker war südlich von Sulgen wegen eines Gewitters Schluss“, sagte Buchthal. Glücklicherweise seien die Schauer in den Vogesen zu diesem Zeitpunkt aber schon so weit zusammengefallen, dass sich die Westkante des Schwarzwaldes trotz der fortgeschrittenen Tageszeit nochmals entwickelte. Eine Wolkenbank über dem Tonbachtal ermöglichte dann die notwendige Verlängerung bis Kilometer 30 Kilometer mitten über Baden-Baden. „Einfach schön, welche Schauspiele uns die Natur so zum Betrachten offeriert“, so der ehemalige Weltmeister der Standardklasse (Rieti/Italien 2008).

Den zweitschnellsten Flug absolvierte Frank Popp. Der Segelflugreferent der FG Freudenstadt flog mit seiner DG 800S 98,03 Punkte/107,59km/h heraus. Die Gesamtdistanz beim Flug um mehrere Wenden betrug 509 Kilometer. „Wir mussten verlorene Punkte aufholen. Das klappte dann gut. Ab dem Nachmittag fand man satte 3,5 m/s Bärte, also Aufwinde, bei einer Wolkenbasis von bis zu 2500 Meter NN“, berichtete Popp.

Als drittschnellster Aufwindstürmer brachte es Tilman Fuchs (Discus 2c 18m) auf 96,02 Punkte/106,1 km/h. „Der Schwarzwald lief super. Von Pforzheim bis Furtwangen war ich ohne einen Kreis  im Geradeausflug unterwegs“, sagte Fuchs. Weitere Ligaflüge schafften Johannes Ruoss mit Co. Michael Buchthal (Duo Discus/ 83,93 Punkte/90,23 km/h) Reiner Haist (Kestrel 17/85,79 Punkte/92,23 km/h/Gesamt 440 km) und Wolfgang Haug (Discus /62,71 Punkte/66,47Km/h).

Die Abschlussrunde könnte spannend werden. Die Meteorologen sagen eher wechselhaftes Wetter voraus. Das kann die Wertung zumindest bei den Aufstiegsplätzen nochmals kräftig durcheinanderwürfeln.

Bilder Tilman Fuchs, Michael Buchthal