Ausführliche sechs Jahreskontrolle des Motorflugzeug DR 400/180 R steht an
Von Lothar Schwark
Unter dem Motto „Winterzeit ist Werkstattzeit“ werden aktuell die Vereinsflugzeuge der Fliegergruppe Freudenstadt gewartet. Darunter das viersitzige Motorflugzeug des Herstellers Robin, Typ DR 400/180 R. Das „R“ steht für Remorqueur – französisch, auf Deutsch „Schleppflugzeug“. Als Flugzeug für den Schlepp von bis zu 850 Kg schweren Segelflugzeugen wird die D- EAKT, in der Fliegersprache Delta, Echo Alpha, Kilo, Tango genannt, vom Verein eingesetzt. Bei Gastflügen mit der Remorqueur haben schon zahlreiche Menschen ihre Heimat von oben betrachten können. Das wird zumindest bis Mitte April diesen Jahres nicht möglich sein, da für die DR 400/180R eine ausführliche Inspektion ansteht. Verantwortlich wird diese von Christof Geißler durchgeführt. Er besitzt die notwendige Wartungslizenz der EASA (European Union Aviation Safety Agency). Die EASA ist zuständig für die Gewährleistung der Sicherheit und des Umweltschutzes in der Luftfahrt Europas.
Geißler selbst ist dazu noch Segelflug- und Motorfluglehrer, und seit 45 Jahren Mitglied der Fliegergruppe Freudenstadt. Sportlich hat er bereits zweimal den Deutschen Meistertitel im Segelflug in der Doppelsitzerklasse gewonnen. Auch begleitet er ehrenamtliche Ämter beim Deutschen Aero Club und im Baden- Württembergischen Luftfahrtverband. Fliegerisch ist Geißler mit der DR 400/180R bestens vertraut. Nun steht für das Flugzeug die vorgeschriebene 6 Jahres Kontrolle an. „Und diese aufwendige Kontrolle ist immer wieder nach 6 Jahren fällig, egal ob in dieser Zeit viel oder wenig mit dem Motorflugzeug geflogen wurde“, berichtet Geißler. Der Lebenslauf des Flugzeugs liest sich spannend. So wurde die Remorqueur bereits im Jahre 1974 in Frankreich hergestellt. Die Fliegergruppe Freudenstadt übernahm das Flugzeug im Jahr 2012 von einem Privatbesitzer in Oberschwaben . Heute sind insgesamt 12.700 Starts und Landungen im Flugbuch der Remorqueur eingetragen. Rund 3.100 Stunden war das Flugzeug in der Luft. Die französische Konstruktion ist sehr beliebt und wird bei vielen Vereinen als leistungsstarkes Schleppflugzeug eingesetzt. Bedingt durch die für die damalige Zeit typische Holzbauweise verfügt die Maschine mit 650 Kg über ein relativ geringes Eigengewicht. Bei rund 100km/h hebt der Vogel ab, wobei der rote Strich der Höchstgeschwindigkeit bei 308 km/h angesetzt ist. Im Reiseflug ist die Remorqueur mit rund 200 km/h unterwegs. Das Flugzeug ist festen Wartungsintervallen unterworfen. Regelmäßig müssen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten am Motor und an der Flugzeugzelle ausgeführt werden. Nach längerer Betriebszeit muss der Motor ausgetauscht oder von einer lizenzierten Firma grundüberholt werden. So steht turnusmäßig eine 50 Stunden Kontrolle an die vor allem Arbeiten am Motor betreffen. Aufwendiger ist schon die 100 Stunden Kontrolle.
Bei der jetzt durchgeführten 6-Jahres Inspektion muss Geißler u.a alle Stahl-Steuerseile ausbauen, mit denen die Querruder das Seitenruder und Höhenruder bedient werden. Dabei muss er auf den Verschleiß oder Beschädigung der Steuerseile genau achten und bei Bedarf neue Steuerseile einbauen. Das Bug- und Hauptfahrwerk wurde ausgebaut, in Einzelteile zerlegt und alle Schweißnähte auf Risse geprüft. Ebenso müssen alle Ruderflächen wie Querruder, Seitenruder, Höhenruder und Landeklappen abgebaut und überprüft werden. „Das alles wird nach den entsprechenden Inspektionsvorgaben abgearbeitet“, erläutert Geißler den Wartungsablauf. Dazu müssen alle Schritte vorschriftsmäßig dokumentiert werden. Dabei gilt das Vieraugenprinzip. Bei gewissen Punkten wird Geißler von Jörg Müller unterstützt der unter seiner Aufsicht bestimmte Wartungsarbeiten ausführen darf. Ersatzteile müssen beim Hersteller in Frankreich bestellt werden wobei jedes Ersatzteil das eingebaut wird eine Freigabebescheinigung des Herstellers auf einem EASA Formblatt vorweisen muss.
Wenn Geißler die Wartung der DR 400/180R abgeschlossen hat, erfolgt ein Prüflauf des Motors sowie ein Checkflug. Auf Basis der abgearbeiteten Prüflisten und weiteren Dokumenten überprüft dann ein professioneller Prüfer eines luftfahrttechnischen Betriebes mit der notwendigen Lizenz der EASA das gesamte Flugzeug und die Dokumentation der durchgeführten Inspektion um dann dem Flugzeug für weitere 12 Monate ein Lufttüchtigkeitszeugnis auszustellen.
Bedingt durch die ehrenamtliche Arbeit von Geißler und weiteren Fliegerkameraden der Fliegergruppe Freudenstadt bleibt der Flugsport in Musbach erschwinglich. Damit sorgen wir dafür dass alle Mitglieder den Segelflugsport weiterhin kostengünstig betreiben können, berichtet Geißler. Hart im Nehmen müssen er und seine Kameraden jedenfalls sein. Das Schleppflugzeug passt nicht in die beheizte Fliegerwerkstatt und es muss daher in der unbeheizten Flugzeughalle gearbeitet werden. Außerdem wird der Platz in der Fliegerwerkstatt für Instandhaltungsarbeiten an den Segelflugzeugen benötigt.