Ausflug in die Alpen – Südtirol in Blickweite

Michael Buchthal und Joachim Treier mit Trip ins Hochgebirge

Von Lothar Schwark

„Es gibt Segelflüge, die vergisst man sein Leben nicht“. Meist sind es keine rasante Sprints bei Wettbewerben oder in der Segelflugbundesliga. Den echten Glücksfaktor erlebt man oft   bei spontan angesetzten Flügen.  Hier kommt der Genussfaktor nicht zu kurz. Michael Buchthal und Treier Treier wollten wieder einmal von Musbach aus die Alpen anzusteuern. Als Copilot luden sie ihre Flugschüler Marven Gründler und Jakob Schick ein. Unterwegs waren beide Teams mit je einem Duo Discus. Rund 250 Km vom Heimatflugplatz entfernt, wendete Buchthal mit Gründler nahe der Italienischen /Südtiroler Grenze beim Weißensee-Gletscher, umgeben von Bergen bis 3355 Meter Seehöhe. Treier erflog mit Flugschüler Jakob Schick die Bayrische und Tiroler Alpenwelt. Und so blickten beide Flugschüler am Ende des Tages auf sehr faszinierende und erlebnisreichen Alpenflüge zurück.

Dabei sammelten sie jede Menge neue Erfahrungen und wunderschöne Eindrücke. Schnell wurde ihnen bewusst das beim Alpenfliegen viel Respekt vor der Natur gefragt ist. Jeder Flugabschnitt muss klar durchdacht, und der Rückzug in Täler mit Außenlandemöglichkeiten gesichert sein. So ist vor jedem hochalpinen eine ausführliche Flugplanung und viel Erfahrung gefragt. Buchthal verfügt darüber. Seinen Weltmeistertitel gewann er 2008 im italienischen Rieti, das am Rande der Abruzzen liegt. Als der Duo Discus mit 20 Meter Spannweite gegen 12.30 Uhr bei großer Hitze von der Musbacher Piste abhob, ahnte Gründler noch nicht, wie viel neue Eindrücke auf ihn einprasseln werden. „Nach dem Ausklinken sind wir mit rund 3,5 Meter in der Sekunde gestiegen und in 2.400 Meter NN abgeflogen“ berichtet Marven. Folgend konnte man sich fürs Erste im Cockpit zurücklehnen, da der Sprung zur Albkante sicher war.  Viele Piloten vergleichen das Überlandfliegen in der Blauthermik mit dem Zustand, mit verbundenen Augen durch einen Wald zu gehen. Irgendwann stößt man gegen einen Baum, beim Segelfliegen irgendwann gegen einen Aufwind.  Dezent hangelte sich Buchthal und auch Treier von Aufwind zu Aufwind. Vorbei an Albstadt Mengen und Bad Waldsee rückte Isny näher. Imposant zeichnete sich der Federsee und der Bodensee ab. Oberschwaben pur war rund um Isny angesagt. Von dort wurde der Hausberg des Allgäuer Alpen, der Grünten, mit seinen markant hohen Sendemasten angeflogen. Der Hausberg zog, ansonsten hätte der Kaffee am darunter liegenden Segelflugplatz Agathazell gewartet.

Gründler und Schick konnten sich nicht sattsehen. Ans hangnahe Fliegen mussten beide sich erst einmal gewöhnen. Hier trennten sich die Wege. Während Treier zwei Stunden in den Allgäuer Alpen und über Tirol unterwegs war, strebte Buchthal zielstrebig Sukkurs an. 15 km westlich vom Flugplatz Reutte – Höfen gelang der Aufstieg ins hohe Relief. Über Landeck hinweg, wurde das hochalpine Gebiet mit Eis und Schnee, angesteuert. Auch hier waren die Folgen der Hitze in einer wilden Steinlandschaft nicht zu übersehen.

Aus teils knapp 4.000Meter NN genoss das Musbacher Team grandiose Eindrücke bis nach Südtirol. Auf dem Rückweg gings zwischen den 3000er Richtung Heimat.  Das Nebelhorn, machte seinem Namen alle Ehre. Die Spitze war von Wolken umhüllt und nicht sichtbar. Nun lautete die Devise, gleiten, gleiten und Aufwinde im Flachen zu finden. Für Bergneuling Gründler eine weitere Erfahrung, plötzlich wieder viel Luft unter sich zu haben. Bei Leutkirch trafen beide Musbacher Duo Discus XL wieder zusammen. Gemeinsam bastelte man sich von Flugplatz zu Flugplatz in Richtung Heimat.

In Mengen schien die Rückfahrkarte zu enden. Mit Zustimmung des dortigen Flugleiters querte man den Platz und fand 400 Meter über dem Flugplatz nochmals einen zwei Meter Aufwind. 1.800 Meter NN reichten, um sicher Albstadt – Degenfeld zu erreichen. Die letzten 45 Flugkilometer wurden dann jeweils im Flugzeugschlepp zurückgelegt. Diese Aufgabe hatte Axel Reich mit der Vereins Dynamic übernommen. Am Ende des Tags blickte Gründler auf ein gigantisches Flugerlebnis zurück, das ohne die Erfahrung und Flugkünste von Buchthal so in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. 39 Aufwinde mit einem durchschnittlichen Steigen von 0,98 Meter Sekunde haben rund 480 Flugkilometer ermöglicht.

Die Kraft der Sonne ist unerschöpflich. Bei solchen Flügen spürt man nur Ehrfurcht vor der Schöpfung. Flugpionier Otto Lilienthal, bekannt als erster Flieger der Menschheit, der ab 1891 erste Gleitflüge bis 25 Meter unternahm, käme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Am Ende des Tages blickten wir auf einen sehr faszinierenden und erlebnisreichen Tag zurück, so Jakob Schick, ebenso mit einer Menge neuer Erfahrung und wunderschönen Eindrücken.

 

Runde 14 der 2. Segelflugbundesliga FG FDS 2022

Wetter kochte im Süden auf Sparflamme

Von Lothar Schwark

Zweigeteiltes Wetter brachte den Aufwindstürmern der Fliegergruppe Freudenstadt in Rundenwertung 14 nur den 18 Rundenplatz und 3. Punkte. Damit rutschten die in Musbach beheimateten Piloten in der laufenden Gesamtwertung mit 125 Zählern auf Rang 7 zurück, was aber immer noch ein Aufstiegsplatz wäre. Während auf einer Linie nördlich von Mannheim gelegen, in einem Streifen zwischen Rheinland -Pfalz bis Regensburg – Bayrischer Wald beste Wolkenthermik bei hervorragenden Bedingungen den Weg vorgab, hatten es die südlich gelegenen Vereine weitgehend mit Blauthermik zu tun. Das bremste den Liga Schnitt (2:30 Stunden) deutlich herab.

Überwiegend entschieden sich die Freudenstädter Aufwindexperten für den Schwarzwald, wo am ersten Ligatag noch einige Kumuluswolken die Aufwinde aufzeigten. Doch nach und nach ließ die trockene Luft diese Aufwindzeichen verschwinden. Gefragt war nun die große Erfahrung vieler Flüge nach Sonnenstand und Höhe wurden die bekannten Hot Spot angeflogen.  Dabei orientieren sich Piloten an den markanten Ablösestellen, wie Waldecken, Fruchtfelder oder auch Ortschaften. Oft genug helfen auch die Bussarde, Schwalben oder Störche mit, den entscheidenden Aufwind zu treffen. Und immer wieder ist es für die Segelflieger ein Genuss mit ihren gefiederten Freunden gemeinsam und harmonisch kreisend an Höhe zu gewinnen. Zu einem Jo-Jo Flug über dem gesamten Schwarzwald hatte sich Reiner Haist mit einem Kestrel 17 entschlossen. Er empfahl sich mit 87,24 Punkte/93,78 km/h bei gesamt 405 km.

Zweitschnellster Pilot wurde Frank Popp mit einer DG 800S/18m. Ebenfalls mit einer großen Flugerfahrung ausgestattet, traf Popp die Aufwinde im Blauen (keine Wolken) gut und erflog 84,09 Punkte/96,07 km/h (gesamt 436 km).  Ebenfalls ein großer Schwarzwaldkenner ist Christof Geißler. Mit der HPH 304 S Shark flog er 63, 95 Punkte/72,58 Km/h, gesamt 277 km heraus, und wurde drittschnellster Musbacher Pilot. Bei Lenzkirch kam Geißler tief und musste Wasserballast ablassen. Damit war die Außenlandung abgewendet, aber für den weiteren Flugweg der Schnitt ausgebremst.  Richtig gut lief es auch nicht bis Neuhausen ob Eck. Das Donautal sonst ein verlässlicher Thermikgarant kochte diesmal auf Sparflamme. Nördlich oberhalb von Mannheim jagten die Piloten dagegen unter Aufwind starken Wolkenstraßen in Richtung Osten dahin. In diesem Gebiet erzielten einige Piloten Schnittgeschwindigkeiten von bis zu 158 Speed. Das war im südlichen Teil nicht drin.

Zwei weitere Flüge schafften Michael Buchthal und Joachim Treier mit je einem Duo Discus.

Über diese Erlebnisflüge von Musbach bis zur Grenze nach Südtirol in die weite Alpenwelt wird noch gesondert berichtet. Das Ganze mit einem Segelflugzeug ganz ohne Hilfsmotor zu erleben, war für beide erfahrene Piloten selbst ein großartiges Erlebnis. Ihre Flugschüler Marven Gründler und Jakob Schick sind noch heute wie betäubt, was für großartige Eindrücke in der Alpenwelt aufsaugen konnten.