Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung in Musbach

Windenstart eine packende Erfahrung

Von Lothar Schwark

Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen ist für die „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung – Kreisvereinigung Freudenstadt“ eine Verpflichtung.  Mit dem Grundsatz „Mittendrin“ im Leben“ sollen Menschen mit Behinderungen die Chance erhalten, ihren Bedürfnissen und Wünschen entsprechend ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Den Wunsch die „Freiheit des Fliegens“ zu erleben, konnte die Fliegergruppe Freudenstadt unlängst sechs Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen sowie drei ehrenamtlich Tätigen erfüllen. „Alle haben sich getraut und sind geflogen“ schilderte die Leitung der Offenen Hilfen Carola Godenrath den erlebnisreichen Ausflug nach Musbach. Begrüßt wurden die Gäste vom 2. Vorsitzenden der Fliegergruppe Karl Pfau. Er stellte den Gästen den Flugplatz und Flugzeugpark des Luftsportvereins vor. Staunen pur, als die Besucher gebannt den Flugbetrieb verfolgten, darunter die Windenstarts. Mehrere Besucher der Lebenshilfe wollten genau diese Startart erleben. Fluglehrer Martin Busch stand schon mit dem Schulungsdoppelsitzer ASK-13 bereit, um den ersten Gast im hinteren Sitz mit den Gurten anzuschnallen. Mit ruhiger Stimme erläuterte er wie der Windenstart erfolgt und ein Flugzeug fliegt. Die Beschleunigung von Null auf 100 Km/h in wenigen Sekunden, war für die Passagiere ein Highlight. Nach der Landung erblickte man nur strahlende Gesichter. Sichtlich gut hatte es den Jugendlichen und Erwachsenen gefallen. Der Blick über die weite Landschaft faszinierte und Begeisterung pur sprudelte nach dem packenden Windenstart heraus. Etwas gemütlicher gings bei den Flügen mit dem viersitzigen Vereinsmotorflugzeug DR 400 zu. Ganz Profi schilderte Karl Pfau den Ablauf eines Fluges. Als sich das Bugrad wie von Geisterhand von der Piste 17 (170 Grad Himmelsrichtung) löste, lies die Anspannung im Cockpit sofort nach. Freudenstadt von oben zu erleben, war für manchen ein besonderes Erlebnis. Staunen pur, wie viel Wald der Nordschwarzwald zu bieten hat. Einig waren sich die Gäste der Lebenshilfe, dass das Mitfliegen eine faszinierende Erfahrung war. Ihr Dank ging an die Fliegergruppe Freudenstadt die dieses Erlebnis ermöglichte. Glücklich ging man danach den Heimweg an.

Zu Besuch in England

Marven Gründler hebt im Vereinigten Königreich ab

Von Lothar Schwark

Auf ein besonderes fliegerisches Erlebnis blickt der 15-jährige Marven Gründler von der Fliegergruppe Freudenstadt zurück. In den großen Schulferien war er als Helfer bei den Junioren Nationals des Vereinigten Königreich in Keevil auf einem ehemaligen Militärflugzeug dabei. Womit Gründler nicht rechnete: Dreimal durfte er bei der Juniorenmeisterschaft in einem Doppelsitzer mitfliegen, und erlebte selbst eine Außenlandung auf einem englischen Acker. „Eigentlich wollte ich nur meine Englischkenntnisse auffrischen und habe beim Englischen Segelflugverband nachgefragt, ob ich in Keevil bei den Nationals als Helfer dabei sein kann“ blickt Gründler zurück.  „Die Zusage kam postwendend“. So machte er sich mit dem Linienflieger auf den Weg nach London – Heathrow, um von dort mit dem Bus nach Keevil weiter zu reisen.

Dort wurde er freundlich begrüßt und freute sich auf seine Helfertätigkeit bei den Nationals, bei denen vom Streckenfluganfänger bis zum Juniorenweltmeister alles dabei war. 36 Teilnehmer flogen die Nationals mit. Weiterhin waren 12 Teams mit Doppelsitzern und wechselnden Besatzung integriert. Damit hatte der Nachwuchs ohne große Streckenflugerfahrung die Chance einmal selbst Wettbewerbsflüge mitzuerleben. Der Lerneffekt war groß. In den ersten Tagen holte Marven fleißig die Schleppseile ein, schob fleißig Flugzeuge und half sonst noch mit. Übermäßig Kraft war beim Schieben auf der breiten Asphaltbahn des Flugplatzes nicht gefragt. Beeindruckt war Gründler von der Größe des ehemaligen Militärplatz, der über drei kreuzenden Start und Landebahnen verfügte. So sind selbst bei Starkwind aus verschiedenen Richtungen sichere Starts und Landungen möglich. Glücklich zeigt sich Gründler, dass er zweimal in einer ASK 21 und einmal in einem Janus CM in Begleitung eines Instruktors mitfliegen durfte. Die ersten beiden Flüge kehrte er mit einer Zeitwertung zurück. Es waren echt gute Flüge schildert der 15-jährige.

An die deutlich schwächere Thermik gegenüber dem Schwarzwald musste er sich dagegen erst gewöhnen. So beträgt der Durchschnitts Thermikwert in England rund 1,2 Meter. Der dritte Flug endete auf dem Acker, nachdem es anfangs die ersten 100 Km gut lief. Nach der zweiten Wende war die Luft nahezu tot. Mit rund sechs Flugzeugen wurde die nächsten vielversprechende Wolken angepeilt, die das ASK 21 Team leider zu tief erreichte, und der Aufwind sich schon in größere Höhen verabschiedet hatte. Also suchten wir ein hübsches Feld raus, und ich erlebte meine erste Außenlandung, und das Ganze in England, erinnert sich der Junior der Fliegergruppe Freudenstadt. Als erstes mussten sie dann den Farmer suchen, der der Rückhohlmannschaft mit großen Flugzeuganhänger das Tor zum Feld öffnete. Beeindruckend für Gründler war eine Flugaufgabe in Richtung Südwest. Rechts und links konnte man das Meer sehen so Gründler beeindruckt. An einem weiteren Tag war er mit seinem Instruktor in einer Konvergenz (zwei verschiedene Luftmassen treffen sich und steigen auf) über den Wolken unterwegs.

„Alle in England waren sehr hilfsbereit, was mich sehr gefreut hat“ so Gründler, der bei den Nationals in einem Zelt geschlafen hat. Mit dem Essen kam er klar. Dazu hat er neue Fliegerfreunde kennengelernt, die er am letzten Abend der Meisterschaft zum Gegenbesuch nach Musbach eingeladen hat. Im Oktober wollen die ersten zwei neue Freunde Marven in Musbach besuchen. Dann will er sich revanchieren und seinen englischen Fliegerfreunde Mitflüge in einem der drei in Musbach stationierten Doppelsitzer ermöglichen. Den Heimweg trat Marven mit Vater Christoph Gründler an, der selbst begeisterter Segelflieger und Fluglehrer in Musbach ist. Einmal mehr zeigte sich dabei, dass die Fliegergemeinschaft immer noch vorhanden ist. 2023 ist dann für Marven ein besonderes Jahr. Dann kann er seinen Segelflugschein erwerben, und allein mit Wind und Wolken, Flüge über dem Schwarzwald und weiteren Destinationen erleben.