Jüngster Pilot hebt allein ab

Alleinflug mit 14 Jahren

Von Lothar Schwark

Für den 14-jährigen Oskar Haug erfüllte sich am 06. Mai ein großer Traum. Erstmals hob er auf dem Fluggelände Musbach mit dem Schulungsdoppelsitzer ASK 13 allein ab. Zuvor hatte das Mitglied der Fliegergruppe Freudenstadt mit seinen Fluglehrern Martin Haug und Martin Busch letzte Seilrissübungen absolviert. Die gaben darauf ihr uneingeschränktes OK. Die Leidenschaft und Gene zum Fliegen hat Oskar quasi geerbt. So war sein verstorbener Opa Werner Haug Ehrenmitglied der Fliegergruppe Freudenstadt. Der hatte maßgeblich am Aufbau des Flugplatz Musbach mitgewirkt. Und auch Oskars Vater Werner ist Flieger aus Leidenschaft.

Schon mit neun Jahren radelte Oskar von Hallwangen mit dem Fahrrad zum Musbacher Flugplatz. Diesen hatte er nach einem Umzug aus Wittlensweiler entdeckt. An diesem Tag fand er die richtigen Ansprechpartner vor Ort. Als gute Seele des Vereins sprach ihn der 2. Vorsitzende Karl Pfau an. „Er erklärte mir alles, Flugzeugschnuppern und Probesitzen war drin“. „Nur einfach so Mitfliegen wäre nicht möglich “ erfuhr der jetzige Nachwuchsflieger. Es bedurfte der Einverständniserklärung der Eltern. Kein Problem für den neu Hallwanger. Er setzte sich aufs Rad, um seinen Eltern vom Ausflug zu berichten. Vater Werner und Mutter Rahela zeigten ein Herz. Die Einverständniserklärung wurde unterschrieben. Postwendend gings mit Vater Werner zum Flugplatz zurück, wo Oskar sogleich Fördermitglied der FG Freudenstadt wurde. Ab diesem Zeitraum gab es an Wochenenden und in den Schulferien kein Halten mehr. Unter Aufsicht durfte Oskar am Flugbetrieb teilnehmen. Zahlreiche Mitglieder luden ihn zum Mitfliegen in diversen Doppelsitzern ein.

Doch es dauerte noch dreieinhalb lange Jahre, bis Oskar mit 13 Jahren und Sondergenehmigung erstmals im vorderen Sitz der ASK 13 seinen ersten Schulflug absolvieren konnte. Trotz der Leidenschaft fürs Fliegen wird die Schule nicht vernachlässigt. Oskar hat ein großes Ziel. Er möchte in Afrika oder anderen Kontinenten Buschflieger werden, um Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht. Nachdem Oskar Haug im Januar 2023 sein 14 Wiegenfest feiern durfte, sehnte er alsbald den Frühling herbei. Das hat geklappt. Nun heißt es fleißig Platzrunden drehen, um demnächst auf den ersten Einsitzer, einen Discus CS umzusteigen. Alle Flüge finden unter Aufsicht eines Fluglehrers statt, der mit dem Flugschüler im Funk verbunden ist. Frühestens mit 16 Jahren kann der Segelflugschein erworben werden. Segelfliegen empfindet der Alleinflieger als Schule fürs Leben. Man lernt viel Verantwortung und ein gutes Miteinander. Das Kreisen in der Thermik hat Oskar bereits bei seinem zweiten Alleinfliegen beherrscht. Höflich bat ihn Fluglehrer Martin Haug über Funk zur Landung. Und die gelang nach Meinung der Anwesenden perfekt.

Die Welt der Tiroler Ostalpen entdeckt

Die Welt der Tiroler Ostalpen entdeckt

Von Lothar Schwark

Mit unvergesslichen Eindrücken kehrten unlängst die Nachwuchspiloten der Fliegergruppe Freudenstadt von einem Einweisungsalpenfluglager in Lienz/Nikolsdorf in Osttirol zurück. Mit seiner großen Alpenflugerfahrung führte Michael Buchthal den Nachwuchs in die Kunst des Alpenfliegens ein.

Um sich auf die ersten Alpenflüge vorzubereiten, hatten sich die Nachwuchspiloten Marven Gründler, Jakob Schick und Jann Heritier an mehreren Winterwochenenden mit Buchthal und Reiner Haist auf die fliegerischen Herausforderungen in den Lienzer Dolomiten vorbereitet. Denn entgegen dem Mittelgebirge und Flachland gilt es im Hochgebirge viele Merkregeln zu beachten. Meist werden die Alpentäler durch diverse Windsysteme geprägt. Die Thermik löst sich meist in den höheren Bergregionen ab.

Zu beachten ist wie man im engen Hangflug an Höhe gewinnt. Ebenso elementar ist es die einzelnen Außenlandemöglichkeiten oder Ausweichflugplätze der verschiedenen Täler zu kennen. „Und so dauert es Jahre, bis man das Potential der Alpen sicher und ergiebig nutzen kann“ gab Buchthal seinen Mitfliegern mit auf den Weg. Eine Woche erlebten die Freudenstädter Segelflieger bei überwiegend Nordwind Flugwetter vom feinsten. Flüge von 410 km bis zu 605 km wurden absolviert. Nach seinem ersten gemeinsamen 600 km Flug mit Buchthal kam Marven Gründler nicht aus dem Schwärmen heraus. So war man mehrfach, wie auch mit den anderen Nachwuchsfliegern im Pustertal und bis westlich Bozen unterwegs. Buchthal schwärmte selbst, als am Hauptkamm einmal die Wolken überschwappten. Dabei zuckerten feine Eiskörner kurzfristig den Duo Discus mit 20 Meter Spannweite ein. Auch Schick und Heritier waren von den neuen Eindrücken der Alpenwelt mehr als begeistert.

Meist war man in Höhen von 4000 Meter und mehr unterwegs. In den Wellenaufwinden überstieg man teils die Wolken. Es war meist atemberaubend, kam der Nachwuchs nicht aus dem Schwärmen heraus. In der zweiten Flugwoche reiste weiter Timo Lehrke mit einem Duo Discus von der FG Freudenstadt an. Leider baute das Wetter danach ab. So konnten nur noch kürzere Flüge absolviert werden. Die flugfreie Zeit nutzte man, um in den Tälern einzelne Außenlandefelder anzuschauen. In einer Woche war Buchthal bei seinen Flügen mit den Jugendlichen mehr als 50 Flugstunden unterwegs. Nun werden die Flüge vom ehemaligen Weltmeister (Rieti/Italien Standardklasse 2008) mit seinen Mitfliegern genausten analysiert. „Und im kommenden Jahr will man wieder die Reise nach Osttirol antreten“ sind sich alle einig.