Auf dem Weg vom Vilnius nach Lissabon in Musbach Zwischenstation gemacht

Drei Litauische Segelflieger leben das moderne Abenteuer

Von Lothar Schwark

Moderne Abenteuer gibt es heute noch. Das belegten unlängst die Litauischen Piloten Ingas Bitinitis, Algirdas Simoliunas und Sakalas Uzdavings vom Vilnius aeroklub. Bei ihrem Wandersegelflug von Vilnius nach Lissabon machten sie in Musbach Station. Insgesamt müssen quer durch Europa 4000 Flugkilometer absolviert werden. Das ganze immer dem Wetter angepasst. Angepeilt war am 25. August in Portugal anzukommen. Als große Hürde musste in Richtung Südfrankreich die Alpenkette bezwungen, als weitere Herausforderung die Pyrenäen gequert werden, bevor es durch Zentralspanien in Richtung Portugal geht.

Bei Verfassung des Berichts sind Bitinitis und Simoliunas in der Mitte Spaniens angekommen. Pech hatte Uzdavings, der seinen Wandersegelflug nach einem Fahrwerksschaden in Frankreich beenden musste. Bevor es am 11. August in Vilnius losging, musste Monate zuvor ein Team zusammengestellt werden. Da man mit reinen Segelflugzeugen unterwegs ist, war ein Rückhohlteam dabei. So ist gesichert, dass man bei einer Außenlandung vom Acker oder einer Wiese abgeholt wird, um den nächsten Flugplatz anzusteuern. Bei passendem Wetter waren Tagesstrecken von 300-400 km geplant. Beim Start in Vilnius war das Wetter alles andere als ideal.  Nach rund 200 Flugkilometer schwebte man auf dem Flugplatz Olszyn (ehemals Allenstein in Ostpreußen) ein.

Insgesamt bestand das Team aus 11 Mitgliedern. Neben den Rückhohlmannschaften ist ein Teamchef dabei, nebst Media und Filmteam. Gekocht und übernachtet wurde jeweils auf den angeflogenen Flugplätzen. Neben Luftmatratzen für Innenräume, hatte man auch Zelte dabei. In dieser Richtung sind Segelflieger pflegeleicht und brauchen keinen Luxus. Erfahrung geholt hatte man 2018 mit einem Wandersegelflug von Vilnius in die Ukraine. 1.800 km wurden in einer Woche erflogen. 2015 flog man vom Litauischen Segelflugzentrum Pociunai in zwei Tagen nach Estland. Pociunai ist auch mehreren Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt bekannt, die dort an mehreren Europameisterschaften teilnahmen. Weiter gings durch Polen mit Landungen im berühmten polnischen Segelflugzentrum Leszno. In Deutschland waren Görlitz, Frickenwalde und Hof weitere Stationen. Von Völkleshofen bei Backnang wurde versucht Richtung Schwarzwald vorzudringen. Das stabile Wetter brachte nur schwache Thermik, man strandete auf den Flugplätzen Löchgau und Vaihingen/Enz. Von dort gings mit den Hängergespannen nach Musbach, wo die FG Freudenstadt ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

Bereits im Vorfeld hatten sich die Litauer mit rund 40 Flugplätzen in Verbindung gesetzt. Wichtig war es die einzelnen Lufträume der überflogenen Länder zu studieren und aktuelles Kartenmaterial zu besorgen. Beim abendlichen Plausch erfuhren die Musbacher Segelflieger interessantes.  So ist Sakalas Uzdavings in Litauen ein berühmter Schauspieler. Ebenso steht er in Vilnius einem Theater als Professor vor. Dem Segelfliegen hat er sich seit 10 Jahren verschrieben. Algirdas Simoliunas  ist bereits  20 Jahre Segelflieger.  Beruflich baut er Tiny Häuser.  Als jüngster Pilot studiert Ingas Bitinitis Physik und fliegt seit 10 Jahren. Nach ihrer Übernachtung schaffen die Litauer von Musbach aus noch einen 150 Km Flug nach Schänis/Schweiz. Schlepppilot Karl Pfau hatte bei Blauthermik (keine Wolken) die passenden Aufwindlifte angesteuert. Von Schänis gings bei Traumwetter direkt nach Serres/Südfrankreich. Von dort, wurde nach rund 360 Flugkilometer Piuvert/Frankreich vor den Pyrenäen erreicht, um  Tags darauf den Sprung über die Pyrenäen nach Spanien zu schaffen. Sowohl für die Piloten und Mannschaften waren das Tage voller Spannung, die man so schnell nicht vergessen wird.

Runde 19 der 2. Segelflugbundesliga Endbericht 2023

Der Aufstieg ist perfekt

Von Lothar Schwark

Nach spannenden 19 Ligarunden hat sich die Fliegergruppe Freudenstadt aus der 2. Segelflugbundesliga verabschiedet. Nach langen Jahren der Abstinenz ist man ab 2024 wieder in der Segelflugbundesliga dabei. Als Ziel haben sich die Musbacher Aufwindjäger gesetzt, die Liga auch zu halten. Nicht ganz einfach, da zahlreiche Vereine über ein deutlich größeres Pilotenpolster verfügen. In Musbach spürt man jedoch immer mehr, dass die Aufbauarbeit bei den Nachwuchspiloten langsam Früchte trägt. So haben neben den erfahrenen Piloten auch die Jugendlichen maßgeblich zum Aufstieg in die Segelflugbundesliga beigetragen.

Rundenwertung 19 machte es nochmals spannend. So lag Musbach am ersten Ligatag (Samstag) an einer Wettergrenze. Abschirmende Bewölkung und eine hohe Auslösetemperatur bremsten die Aufwinde aus. Tags darauf sah es anfangs danach aus, dass die Auslösetemperatur bei Temperaturen um die 30 Grad nicht erreicht wird.  Der Wettergott hatte doch noch ein Einsehen. Ab rund 14.00 Uhr stiegen erste Thermikpakete auf. Über dem Schwarzwald erflog Max Zeffler auf HPH 304S Shark 84,44 Punkten/95,84 km/h (Gesamt 274 km). Im selben Fluggebiet war Reiner Haist auf Kestrel 17m mit 72,29 Punkten/77,71 km/h (Gesamt 234 km) unterwegs. Mit einem Mini Nimbus erzielte Constantin Wiegert 54,95 Punkte/59,9 km/h (Gesamt 215 km) was jedoch nicht für die schnellsten drei Ligapiloten reichte. Zweitschnellster Ligapilot wurde der 16-jährige Marven Gründler, der mit dem Vereins Discus 2 b derzeit an einem Jugendstreckenfluglager vom Baden-Württembergischen Luftfahrtverband auf dem Klippeneck teilnimmt. Über der Alb erzielte Gründler 74,84 Punkte/79,33 km/h (Gesamt 239). Ebenso auf dem Klippeneck ist der 17. Jährige Anton Harzer dabei. Er erflog in Begleitung seines Trainers mit einem Duo Discus 54,04 Punkte/56,59 km/h (Gesamt 179 km).

Nicht zu halten war an diesem Tag die FLG Dettingen/Teck die den Rundensieg mit 275,09 Speed erflogen. Mit 243 Punkten wurden die Alb Piloten überzeugende Deutsche Meister der zweiten Segelflugbundesliga, gefolgt vom SFV Mannheim mit 216 Punkten. Mit Rundenplatz 5 und 231,58 Speed/16 Punkte sicherte sich Freudenstadt mit 207 Punkten Gesamtplatz 3. Die diesjährige Saison war durch teils extreme Wetterverhältnisse geprägt.  In der Endabrechnung war das in Deutschlandwetter  dennoch relativ fair verteilt. Bis Mitte Juli herrschten teils australische Wetterbedingungen. Hier will die Fliegergruppe noch nachlegen. Denn mehrfach wären auch von Musbach aus 1000 km möglich gewesen. Das belegten die Piloten vom LSV Schwarzwald mit mehreren 1000er Flügen.

Insgesamt 15 Musbacher Piloten schafften es unter die jeweils drei schnellsten Piloten einer Rundenwertung zu kommen. Neunmal schaffte es Michael Buchthal. Damit belegte der ehemalige Weltmeister der Standardklasse (Rieti/Italien 2008) seine Klasse. Mit den Jugendlichen Marven Gründler (3x), Jakob Schick (3x) und Anton Harzer (2x) haben die Freudenstädter echte Nachwuchshoffnungen. Ebenso konnte man auf die langjährig erfahrenen Piloten setzten. Hier trugen Timo Lehrke (5x), Martin Haug (5x),  Frank Popp (3x), Hansjörg Rothfuß (3x), Christof Geißler (3x), Reiner Haist (3x), Tilman Fuchs (2x), Max Zeffler (2x), Constantin Wiegert (1x)  ebenso zum Erfolg und Aufstieg bei.