Saisonbeginn 2022

Frühjahrsthermik startet früh

Von Lothar Schwark

Mit   ersten wärmenden Sonnenstrahlen erwacht nun  wieder die Thermik für die Segelflieger.  Deutlich spürbar wurde  dies am vergangenen Wochenende (Samstag 19.02. 22). In der einfließenden Kaltluft hinter dem  Sturmtiefs Zexnep explodierte die Luft förmlich.  In Kombination mit Hangwinden und Thermik – Wolkenstraßen legten Piloten in Baden-Württemberg    Flüge bis knapp in die 500 Km Region zurück. Bedingt durch die Werkstattarbeit und  zu nasser Startpiste, konnten die Freudenstädter Aufwindstürmer diesen aussichtsreichen Flugtag nicht nutzen. Die Kollegen vom LSV Schwarzwald in Winzeln-Schramberg waren  deutlich besser dran. So absolvierte Langstreckenspezialist Michael Schlaich (Ventus 2cM) einen Flug von rund 350 km, der bis in die französischen Vogesen hinter Colmar führte. 363 km in gleicher Flugrichtung   schaffte ebenso vom Nachbarverein Volker Herzog mit einer JS 1 C TJ Revelation. Mit 482 km, und das Mitte Februar, glänzte Dieter Sinn aus Schwäbisch Hall (Ventus -3 18 Meter). Er arbeitete sich im Tiefparterre nach Bruchsal vor, um im rasanten Hangflug die Bergstraße zu erobern. Folgend wurde die Westseite des Nordschwarzwaldes angepeilt, bevor es mit dem starken Rückenwind zurück zum Startplatz Schwäbisch Hall ging. Größere Flüge wurden an diesem Tag nur in Australien geschafft, wo die Piloten aktuell eher gegen die Hitze kämpfen.

Die Kaltluftwetterlage belegte einmal mehr, wie stark sich der Segelflug in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Dazu beigetragen haben neben den neuen Hochleistungssegelflugzeugen auch eine optimale Instrumentierung. Zur Entwicklung hat stark der Online Contest (OLC) beigetragen, wo die Piloten sekundenschnell ihre Flüge eingeben und nachverfolgen können. Der Deutsche Aero Club (Segelflugkommission) hat nun das System weGlide eingeführt. Hier werden die Pilotinnen und Piloten bei den Deutschen Segelflugmeisterschaften im Streckenflug (dezentral) in den einzelnen Flugzeugklassen bewertet. Neu sind eine Sprintwertung und die Einführung einer Segelflugbundesliga. Während Freudenstadt in der 2. OLC-Bundesliga gut mithalten kann, muss sie sich die Fliegergruppe ihren Platz in der DAeC Bundesliga erst noch erobern.

Gespannt liegen die Musbacher Piloten nun auf der Lauer, um von Musbach mit ersten Streckenflügen aus die Saison 2022 zu begrüßen. Leistungsflugreferent Frank Popp freut sich schon auf erste Kreise in der Frühjahrsthermik. „Wichtig ist es für ihn sich entspannt einzufliegen“ betont der DG 800 S Pilot. Nach der langen Winterpause ist im Cockpit erst einmal wieder viel Gefühl gefragt. So absolviert jeder Pilot in Musbach zuallererst einen Übungsflug mit dem Fluglehrer. Nach dessen OK heißt es für viele Piloten wieder „allein mit Wind und Wolken“, um Flüge bis weit über die 800 Km Region und mehr anzugehen. Immer noch steht der erste 1000er Flug von Musbach an.

Langstreckenflüge sind auch weiterhin für Christof Geißler eine Herausforderung. Der zweifache Deutsche Meister der Doppelsitzerklasse freut sich ebenso auf die Saison und spannende Flüge. Im Verbandsleben ist Geißler ebenso stark vertreten. So wurde er im vorigen Jahr (2021) zum neuen Segelflugreferent des Baden-Württembergischen Luftfahrtverband gewählt. Damit trat er in die Fußstapfen seines Vorgängers Walter Eisele, der nach jahrzehntelanger und erfolgreicher Tätigkeit für den BWLV auf die Fortführung seines Amts verzichtete. Mit dem Fliegen ist Geißler seit 40 Jahren fest verbunden. 1980 hob er auf dem Segelfluggelände in Musbach zu ersten Flügen mit dem Segelflugzeug ab. Die Faszination des Segelfliegens und das Spiel mit der Thermik ließ ihn nicht mehr los. So bestritt er 1986 seinen ersten Segelflugwettbewerb beim Jugendvergleichsfliegen in Leibertingen. Der Freudenstädter nahm an zahlreichen Wettbewerben und Meisterschaften teil. Zweimal wurde er Deutscher Meister in der Doppelsitzerklasse und flog viermal Europameisterschaften der Doppelsitzerklasse mit. 2010 wurde Geißler Delegierter der Bundeskommission Segelflug des DAeC für die internationale Segelflugkommission der IGC (International Gliding Commission) in der Weltluftsportorganisation FAI. Derzeit ist er Mitglied des FAI/IGC Vorstandes. Vor wenigen Tagen wurde Geißler nun in den Vorstand der DAeC Bundeskommission als einer von drei Beisitzer gewählt. Damit vertritt Geißler nun mit dem Vorstandsteam die Interessen von ca. 25.000 organisierten Segelfliegern im DAeC. Dabei werden Fragen der Flugsicherheit, Nutzung des Luftraums, Ausbildung, Jugend, Förderung und Umwelt sowie des Wettbewerbsflugs und Spitzen- und Breitensports behandelt. Die Fliegerkameraden der FG Freudenstadt gratulieren Geißler zu seinem neuen Amt.

Flieger nutzen Schönwetterfenster

Von Lothar Schwark

Aktuell verfügt die Fliegergruppe Fliegergruppe über mehrere motivierte Jungpiloten im Alter ab 14 Jahren. Damit der Nachwuchs frühestens mit 16 Jahren den Segelflugschein erwerben kann, wird er von den diensthabenden Fluglehrern bis zur Scheinreife begleitet. Der Dienst der Fluglehrer ist ehrenamtlich. Aktuell verfügt die Fliegergruppe Freudenstadt in der Schulgemeinschaft mit der Fliegergruppe Renchtal über neun Fluglehrer, von denen einer altersbedingt seine Lehrberechtigung nicht mehr verlängert. Damit die ehrenamtliche Ausbildung auch in den kommenden Jahren gewährleistet ist, hat die FG Freudenstadt nun ihr Mitglied Martin Busch zu einem der kommenden Fluglehrerlehrgänge des Baden-Württembergischen Luftfahrtverband angemeldet.

Da passte es gut, als am zweiten Februarwochenende das Flugwetter die Ampel auf grün stellte. Schnell wurde der Schulungsdoppelsitzer ASK-13 von seinen Tragflächenschutzbezügen befreit und an den Startplatz der Piste 17 (170 Grad) gezogen. Denn, bevor die Theorie Ausbildung ansteht, müssen sich die zukünftigen Fluglehrer auf das Fliegen vom hinteren Sitz eingewöhnen. Nach einem ausführlichen Briefing machte es sich Fluglehrer Martin Haug im vorderen Sitz bequem. Ganz neue Eindrücke erlebte dagegen Fluglehreranwärter Busch im hinteren Sitz am Doppelsteuer. Nun galt es sauber im Flugzeugschlepp hinter dem neuen Ultraleichtflugzeug FK-9 die Richtung und Höhe zu halten. Mit jedem Flug mehr nahm die Sicherheit zu, im Vordersitz genoss Haug derweil eine wundervolle Sicht. Knifflig auch die Landung, da das Horizontbild für den Piloten im hinteren Sitz doch gewöhnungsbedürftig ist.

Ein erster Anfang war geschafft. Wenn es das Wetter zulässt, wird Busch noch weitere Gewöhnungsflüge im Flugzeug- wie Windenschlepp mit einem erfahrenen Fluglehrer unternehmen. Während früher die Fluglehreranwärter einen durchgehenden dreiwöchigen Lehrgang besuchten, findet die Ausbildung heute in mehreren Blöcken statt. Theoretisch müssen die Anwärter ein breites Fachwissen mitbringen, damit sie die Theorie, Lehrprobe und praktische Prüfung bestehen. Folgend bilden die frisch gekürten Fluglehrer unter Aufsicht eines Fluglehrers erste Flugschüler aus. Dabei ist auch ein großes Einfühlungsvermögen in den Mann oder Frau im vorderen Sitz gefragt. Und jeder der neun Musbacher Fluglehrer erinnert sich noch gerne daran, wie es war als er seinen ersten Flugschüler das OK zum ersten Alleinflug erteilte. Denn dann blieb früher ohne Funk nur das große Vertrauen dass alles klappte. Mal kurz bremsen und schauen wie es besser geht, gibt es beim Fliegen leider nicht. Heute sind alle Flugzeuge mit Funk ausgerüstet. Da kann der Fluglehrer dem Schüler so manchen Tipp zum sicheren Flug vermitteln.

Ende März starten die Musbacher Piloten dann wieder in die neue Saison. Zuvor findet die Jahresprüfung an fünf Flugzeugen des Vereins statt. Werkstattleiter Michael Lampart hat hier wieder solide Arbeit geleistet. Zu seiner Unterstützung wird Timo Lehrke demnächst auch einen Werkstattleiter Lehrgang beim Baden-Württembergischen Luftfahrtverband in der Ausbildungsstätte des BWLV auf dem Klippeneck besuchen.

Fotos Verein