Feierabendbier Musbach 2023

Live ist einfach live

Von Lothar Schwark

Im Ortsteil Freudenstadt- Musbach, wo auch die Fliegergruppe Freudenstadt beheimatet ist, fördert der dortige Förderverein das kulturelle Leben im Ort. Mehrmals im Jahr führt er mit den örtlichen Vereinen Veranstaltungen durch. Mit dabei auch die Fliegergruppe Freudenstadt, die bei Veranstaltungen im Ort, wie zum Beispiel im schmucken Bürgerhaus mithilft. Um den Kontakt mit den Bürgern im Ort halten zu können, wird jeden ersten Samstag im Monat, das Feierabendbierchen kreiert. Dabei laden übers Jahr mehrere Vereine zum gemütlichen Austausch ein. Um es klar auszudrücken, auch Limo und Mineralwasser waren gefragt. In heutigen schnelllebigen Zeiten sehnen sich jedoch immer mehr Menschen einfach gemütlich zusammenzusitzen, um sich übers reale Leben zu unterhalten. Denn das wahre Leben findet trotz aller sozialen Medien, immer noch von Angesicht zu Angesicht statt.

Nachdem die Fliegergruppe Freudenstadt erstmals im Frühjahr 2020 Gastgeber fürs Feierabendbierchen war, lies die kurz darauf nachfolgende Coronapandemie zwei Jahre keine Termine mehr zu. Am 04. Februar wars endlich wieder so weit. Im Fliegerstüble empfingen die Vereinsmitglieder Max Kappler und Joachim Wolf, als eingespieltes Wirtsteam die Musbacher Gäste. Ebenso vor Ort war der 2. Vorsitzende Karl Pfau, der die Gäste aufs herzlichste empfing. Pfau lobte das gute Miteinander mit den Musbacher Bürgern, was Ortsvorsteher Joachim Böhm ebenfalls bestätigte. Dabei konnten sich nun zwei Ortsvorsteher austauschen, da Pfau in seiner Heimatgemeinde dem Schömberg bei Loßburg dort vor kurzem zum neuen Ortsvorsteher gewählt wurde. Auch sonst ist die Fliegergruppe Freudenstadt gut ins gesellschaftliche Leben eingebunden. So sind Axel Reich und Christof Geißler auch im Freudenstädter Gemeinderat vertreten. Die Bratwürste und der original schwäbische Kartoffelsalat mundeten. Einig war man gemeinsam, dass solche Treffen das verbindende Element zwischen Fliegern und Bürger sind. Am 02. April steht das nächste Feierabendbierchen im Musbacher Bürgerhaus an. Dann nehmen die Flieger die Besucherreihen ein, falls nicht absolutes Frühjahrs Hammerwetter herrscht.

Noch ein bisschen Geschichtskunde über Musbach. Auf 650-750 Meter gelegen verfügt Musbach über 756 Einwohner. Rund 1721 Sonnenstunden werden durchschnittlich im Jahr registriert. Auf der Markung gibt es drei recht unterschiedliche Böden: Muschelkalk-, Oberer und Mittlerer Buntsandsteinboden.  Musbach liegt in einer großen geologischen Verwerfung, die unter der Bezeichnung Freudenstädter Grabenbruch bekannt ist. Die gute bis sehr gute Thermik ist so vielen Segelfliegern bekannt. Auch solche Infos konnte man beim Feierabendbierchen beziehen, wie auch das Musbach vor 200 Jahren, genau 1822 von einem Großbrand betroffen war, der nachts noch aus 60 km zu sehen war. Auch dort schon war es warm und gewitterig als in der Nacht zum 25. Mai der verehrende Brand ausbrach. Zu guter Letzt wurde der Ort im selben Jahr noch von einem Erdbeben durchgerüttelt. (Info Musbacher Gemeindeseite). Wenn ihr mal wieder über Musbach fliegt, könnt ihr euch in einem satten Aufwind kurz daran zurückerinnern.

Mit der Welle ins neue Jahr

Von Lothar Schwark

Normalerweise befinden sich die Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt noch bis März im Winterschlaf. Statt Fliegen ist Familie und Werkstadtarbeit angesagt. Wenn das Wetter aber eine Südwestwetter- oder Nordostlage bietet, kommt auch bei den in Musbach beheimateten Piloten eine gewisse Unruhe auf. Denn im Optimalfall kann man dann von Musbach aus die laminaren Wellenaufwinde über dem Schwarzwald nutzen. Bei Nord- Ost-Lagen wurden im Winter schon Streckenflüge von bis zu 600 km erflogen. Mit Genehmigung der Flugsicherung in Langen (beim Frankfurter Airport) wurden schon Höhen von bis zu 7.600 Meter erreicht.

Für den Genussfaktor steht die Südwestlage. Wenn fliegbar kann man im Optimalfall schon in Frutenhof oder beim Freudenstädter Krankenhaus in das laminare Steigen der Wellenschwingungen einsteigen. Flüge weit über den Wolken und traumhafte Sichten sind dann möglich. Im Herbst /Winter 2022 geizte das Wetter mit vielversprechenden Wellenlagen. So war auch in Musbach warten angesagt. Doch gegen Ende des Jahres zeichnete sich eine schwache Südwestlage ab. Hansjörg Rothfuß hat die Lage schon frühzeitig erkannt. Ihm gelang am 01. Januar der erste Wellenflug des neuen Jahres. Rothfuß berichtet:

Die Wellenlage hat sich schon Tage vor Silvester abgezeichnet. Der Wind wurde für Silvester und Neujahr 2023 in der Höhe relativ stark angesagt. Bei Südwestwind sind die Steigwerte eher schwach.  Möglichkeiten wie bei der Nord- Ost-Lage Streckenflüge zu unternehmen waren diesmal nur schwach gegeben. Rothfuß setzte auf den Neujahrstag, wo auch wärmere Temperaturen vorausgesagt wurden. Wie bei ähnlichen Lagen war der Wind am Boden kaum spürbar. Der Eigenstart mit der DG 800B/18m verlief gut. Zielstrebig steuerte Rothfuß die bekannten Stellen rund um Mitteltal an, wo es im Lee der Schwarzwaldhochstraße oft gut geht. Aus 2.400 Meter ging es bei Windgeschwindigkeiten von rund 75 km/h in der Höhe weiter der Schwarzwaldhochstraße entgegen, wo der Einstieg in rund 1.800 Meter NN in den laminaren Bereich der Welle gelang. Mit mehreren Segelflugzeugen kämpfte sich der DG 800 Pilot mit von 0,5 Meter Steigen in der Sekunde langsam hoch. Max Zeffler hörte im Funk mit und ließ sich dem Vereins Discus 2b   direkt zur Welle schleppen.

Nach und nach erreichten beide Piloten die 3000 Meter Grenze. Die Flugsicherung in Langen gab das Wellenfluggebiet Murgtal bis Flugfläche 120 frei. Der Versuch eine weitere Schwingung im Bereich Gutach Tal /Hornberg zu erreichen brachte keinen Erfolg. Da der Wind nun mehr auf Süd drehte, erreichte Rothfuß den Musbacher Flugplatz mit viel Rückenwind gut. Zeffler fand über Frutenhof noch einmal laminares Steigen.  Er konnte nochmals 2300 Meter NN erreichen. Leider war die Sicht in Richtung Alpen diesmal nicht so gut. Nach der Landung war für beide Piloten erstmals kräftig Putzen angesagt, da der Rumpf der Flugzeuge auf der nassen Piste zentimeterweise mit Dreck/Schlamm überzogen war. „Trotzdem habe es sich gelohnt das neue Jahr bei angenehmen Temperaturen mit einem Wellenflug zu beginnen“ resümierte Rothfuß als erfahrener Wellenpilot, der bei Nord-Ost- Wind schon mehrmals Höhen weit über 5000 Meter NN mit Zustimmung der Flugsicherung und Sauerstoff erzielte.  In der OLC (Online Contest) Deutschland Tageswertung landete Rothfuß mit 91,06 Km und 89,45 Punkten am 01. Januar auf Platz 3. Damit schaffte er den ersten gewerteten OLC Flug für die Fliegergruppe Freudenstadt in der neuen Saison 2023.