Starker Nordostwind und Väterchen Frost ermöglichen Traumflüge im Schwarzwald

24.02.2018: Ostwelle im Schwarzwald und Odenwald

Eine Nordostlage mit starken Wellenaufwinden brachte Baden-Württembergs Segelflieger unvergessliche Eindrücke. Bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Km/h am Feldberg und der Hornisgrinde war die perfekte Mischung geboten, da die Luft ins Tal hinabstürzte und sich folgend in starken Wogen wieder aufschaukelte. Bei solchen Wetterlagen wurden rund um die Hornisgrinde bereits Höhen bis zu 7.600 Meter erreicht. Bedingt durch die Schneelage, war in Musbach an einen Start nicht zu denken. Mehrere Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt nutzten jedoch das Gastrecht, um in Offenburg und Weinheim/Bergstraße abzuheben. Im Fokus stand das Einfliegen auf die neue Saison, wobei man unvergessliche Eindrücke erleben konnte. Martin Haug beruflich in Mainz beheimatet, startete mit seinem EigenstarterDG-400 in Weinheim/Bergstraße. Bei seinem 4:30 Stunden Flug legte er 267,75 km zurück. Es wäre viel länger gegangen, aber am Nachmittag stand der Geburtstag einer seiner Töchter an. Seine Eindrücke schilderte der Fluglehrer der FG Freudenstadt so:
4 Uhr klingelte der Wecker, 7 Uhr dann Eigenstart (juhu, Motor sprang an, trotz Kälte). Sonnenaufgang in der Luft erlebt. In der Königsstuhl-Welle mit Freigabe der Flugsicherung bis auf 3300m. Dank vorhandenen Transponder war der Controller sehr kooperativ und interessiert, was wir da in der Kälte in Herrgottsfrühe machen. In Gaggenau in rund 2000m angekommen. Sehr komfortabler Einstieg in die Murgtal-Welle, hoch bis Forbach, ging gut. Sprung zur Hornisgrinde, und weiter zum Schliffkopf, da ging`s am besten. Freigabe Wellenfenster bis auf FL 120. Dann war`s Zeit für mich umzukehren, es stand ja der Geburtstag meiner Tochter an. In Gaggenau auf 3500m gestiegen. Die Lotsin von Langen Radar hat mich dann zwischen den An-/Abfliegenden Jets von und nach Karlsruhe und Stuttgart durchgelassen. Ankunft am Odenwald ausreichend hoch, so dass der Anschluss an die Welle kein Problem war. Turbulente Rotoren gab`s beim Abstieg. Wind im unteren Sektor sehr stark, teilweise bin ich rückwärts geflogen.

Joachim Treier hob in Offenburg zweimal mit wechselnden Copiloten im Duo Discus XL ab. Er berichtet:
Flugzeug- Schlepp waren extrem holprig. Schliffkopf gelingt Einstieg in die Welle in ca. 1700m. Im Geradeausflug an der Schwarzwaldhochstraße rüber zur Hornisgrinde. Dort auf ca. 3000 Meter gestiegen.
Abflug nach Süden Brandenkopf, Elztal, Simonswäldertal, übers Dreisamtal an den Feldberg. Teilweise noch in Wolken. Feldberg leider nichts brauchbares, Steigen gefunden dann über den Schauinsland und Freiburg ins Elztal und zurück ins Simonswäldertal. Über den Brandenkopf zu tief im Renchtal angekommen. Zurück nach Offenburg zum Copiloten wechseln. Copilot Timo Hildenbrand stieg aus, Martin Kiefer stieg zu. Extremer Schlepp durch die Rotorwalzen im Renchtal bei Oppenau. In der laminaren Strömung unter raus mit über 6m/s Steigen. Dann gleiche Strecke wie beim ersten Flug. Vom Feldberg direkt wieder zurück ins Simonswäldertal.
Seine Eindrücke brachte Treier auf den Punkt – Schöner zuverlässiger und spannender Tag mit Traumsicht und entspannenden Momenten. Segelfliegen ist einfach wunderschön. In Weinheim/Bergstraße feierten die Piloten dagegen Flüge bis zu 800 Km um mehreren Wenden. Einige Piloten waren zum Teil bis zu 10 Stunden im engen Cockpit unterwegs.
Matthias Arnold der mit dem Discus 2 stolze 776,2 km flog. Schilderte den Traum Tag so: Eine große Gruppe (ca. 15) voller motivierter Piloten setzten sich gerne bis zu 11 Stunden der eisigen Februarkälte aus. Wenn das Wind-Feld noch etwas weiter nach Süden gereicht hätte, wären 900 km drin gewesen und das im Hochwinter, so Arnold.

Von Lothar Schwark

Bilder Martin Haug und Joachim Treier

 

Die Rhön anvisiert

Freudenstädter Segelflieger schaffen Flüge bis zu 714 km. In der Gesamtwertung leicht abgerutscht.

Trotz schnellen und ausgedehnten Flügen rutschten die Aufwindjäger der Fliegergruppe Freudenstadt in der aktuellen 2. Segelflugbundesliga nach Rundenwertung 17 auf Gesamtplatz 12 zurück. Knackpunkt war Rundenwertung 16, als die in Musbach beheimateten Piloten, wegen einer dünnen Personaldecke mit Martin Haug und Max Zeffler nur zwei Piloten ins Rennen schicken konnte. Dabei erflogen beide bei schwierigsten Wetterbedingungen noch Rundenplatz 17 mit 4 Zählern heraus. Runde 17 brachte endlich einmal wieder gutes Flugwetter in Richtung Nordwesten. So umrundete Frank Popp mit seiner DG 800S/18m die Wasserkuppe in der Rhön, welche als Geburtstätte des Segelfluges gilt. „ Schön wars“ so sein begeisterter Kommentar. Auch Reiner Haist (Kestrel 17) flog bis zum Main und legte dabei 449,9 km zurück. Mit dem Duo Discus XL flog Tilman Fuchs seinesgleichen bis zur Rhön und schaffte 536,4 km. Die drei schnellsten Schnitte mussten die genannten Piloten jedoch ihren Vereinskollegen Max Zeffler, Timo Lehrke und Hansjörg Rothfuß überlassen. Ebenfalls bis kurz vor die Rhön flog Zeffler mit dem Discus 2 und erzielte 461,3 km. Über die schnellsten 2.30 Stunden legte er 86,69 Punkte/91,89 km/h vor. Ebenso hatte Lehrke die Rhön vor Augen. Mit der HPH 304 Shark erflog er 85,6 Punkte/97,16 km/h. Insgesamt trug ihn die Shark (Hai) 536 km weit. Seine Langstreckenqualitäten spielte dagegen Rothfuß auf seiner DG 800B/18m mit 714,8 km aus. Für die Bundesliga sprangen 85,31 Punkte/96,83 km/h heraus. Über die 714 km trugen Rothfuß insgesamt 41 Aufwinde mit einem mittleren Steigen von 1,67 Meter. Der Flug bis zur Rhön verlief problemlos. Die Wartburg wäre bei toller Optik wahrscheinlich noch gut machbar gewesen berichtet Rothfuß, der sich zwecks fortgeschrittener Zeit indessen zur Umkehr entschloss. Spannend wurde der Rückflug. Im Kraichgau beim Stromberg kam Rothfuß ziemlich tief. Über einem Modellflugplatz schaffte er aber wieder den Anschluss an die gute Thermik. Entschädigt wurde er im Nordschwarzwald dann von einer Aufwindkonvergenzlinie die am Abend einen schnellen Flug ohne Kreisen zuließ. Konvergenzlinien entstehen wenn verschiedene Luftmassen auf einander treffen. Wenn in der 2. Segelflugbundesliga mit 257,60 Teamspeed nur Platz 19 mit 2 Rundenpunkten heraussprang, überragte das Erlebnis der raumgreifenden Flüge. Denn immer noch steht für die Freudenstädter Piloten das erleben eines spannenden Fluges an erster Stelle. „ Allein nur mit den Kräften der Sonne und der Natur solche Strecken zu schaffen“ ist für die Aufwindexperten ein unvergessliches Erlebnis. So schafften die sechs Musbacher Segelflieger 3277 motorlose Kilometer, was im Schnitt für jeden 546 km brachte. Und mit wenigen Kreisen konnte man so problemlos in der Luft manchen Stau über den Autobahnen überwinden. „ Hier galt dann das Motto: „ über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“!

2. Segelflugbundesliga Runde 17:
1. FSV Eisenhüttenstadt (BB) 322,49 Teamspeed / 20 Punkte .
2. LSV Schneverdingen (NI) 312,57 Teamspeed / 19 Punkte.
3. SFZ Ludwigshafen- Dannstadt (RP) 310,49 Teamspeed / 18 Punkte.

19. FG Freudenstadt (BW) 257,60 Teamspeed / 2 Punkte.

Laufende Gesamtwertung nach 17 Runden 2. Segelflugbundesliga:
1. FLC Schwandorf (BY) 221 Punkte.
2. AC Lichtenfels (BY) 188 Punkte.
3. LSV Oldenburg Bad- Zwischenhan (NI) 185 Punkte.

12. FG Freudenstadt (BW) 133 Punkte.

Frank Popp beim Start zu Rundenwertung 17. Er erflog 581 motorlose Kilometer und wendete über der Geburtsstätte des Segelfluges der Wasserkuppe in der Rhön

Bericht und Bilder: Lothar Schwark