Ein Segelfliegertraum wurde wahr

Fliegerurlaub in Namibia

Von Lothar Schwark

Den Traum einmal im fernen Namibia mit einem Segelflugzeug abzuheben hat sich Frank Popp von der Fliegergruppe Freudenstadt erfüllt. Mit einem befreundeten Segelflieger aus Schweinfurt startete er am 10. November 2023 am Frankfurter Flughafen das Abenteuer Afrika. Nach 10 Stunden Flugzeit und 8.500 Flugkilometer kam man in Windhoek an. Das Gefühl nun blauen Himmel und sommerliche Temperaturen zu erleben war unbeschreiblich, so Popp. Mit einem Mietauto machte man sich auf den Weg zur Veronica Lodge. Mit ihren zwei rund 2000 Meter langen Start und Landebahnen in Nord-Süd und West-Ost Richtung mitten in der Steppe gelegen ist die Farm von Mitte Oktober bis Ende Januar ein guter Ausgangspunkt für Langstreckenflüge.

Schon auf der Hinfahrt zum Flugplatz beeindruckte die Weite des Landes . Die ersten 70 km bot eine Asphaltstraße noch guten Fahrkomfort. Die restlichen 120 km mussten auf einer unbefestigten, teils sehr groben Schotterstraße zurückgelegt werden. Springböcke, Warzenschweine kreuzten den Weg. Aufgeschreckte Geier flogen knapp an der Windschutzscheibe vorbei. „ Da wussten wir , wir sind in Afrika angekommen“ so Popp im Rückblick.

Natürlich stand das Fliegen im Vordergrund. Als Sportgerät nutzte man einen doppelsitzigen und eigenstartfähigen Arcus mit 20 Meter Spannweite. Hergestellt wird das Hochleistungssegelflugzeug bei Schempp-Hirth in Kirchheim/Teck. Nach der Ankunft erfolgte die ausführliche Einweisung über örtliche Gegebenheiten und Lufträume des Landes. An zwei Flugtagen machte sich Popp und sein Mitflieger mit dem Arcus und der wilden Landschaft vertraut. Die riesige Steppe bietet so gut wie keine Außenlandemöglichkeiten. Landbar sind nur einzelne Straßen, oder Salzpfannen worauf sich teils Flugplätze mit Farmen befinden. So hat Namibia neben Veronica mit Bitterwasser, Kiripotib und Pokweni weitere Startplätze anzubieten, die Segelfliegerträume wahr machen.

Die Segelflugzeuge werden Ende Sommer aus Europa in Containern mit dem Schiff nach Namibia verschifft. In einem Container werden mehrere Segelflugzeuge transportiert um die Kosten klein zu halten. Eine echte Kunst, wenn mehrere Rümpfe, Tragflächen und Leitwerke auf engsten Raum verstaut werden. Nachdem sich Popp mit Jakob Wieland eingeflogen hatten, wurden erste raumgreifende Streckenflüge angegangen. „Wir haben uns schnell als Team bei den Themen Flugstil, Risikomanagement, sportlichen Ehrgeiz und auch der Freude beim Fliegen geeinigt“. Gewöhnungsbedürftig waren Temperaturen von 32-35 Grad beim Start, der je nach Wetterlage zwischen 10.30- 13.00 Uhr erfolgte. Spannend, die ersten zwei Stunden, wo es meist nur mäßige Blauthermik (keine Wolken) bei tiefer Arbeitshöhe gab. Hatte man endlich die Wolken erreicht beginnt der Spaß, so Popp. Steigwerte von vier Meter pro Sekunde wurden zum Normalfall, die Wolkenbasis stieg bis auf 4500-5000 Meter an. Dazu wurde mitgeführter Sauerstoff genutzt. 1000 Kilometer Wetter gibt’s selbst in Namibia nicht alle Tage. Zum Sunset (Sonnenuntergang)19.30 Uhr muss man spätestens gelandet sein, da die Sonne in diesen Breiten nahezu schlagartig am Horizont versinkt.

Drei Tage blieb man wegen Regen, Gewitter und starken Wind am Boden. Gesamt wurden an neun Flugtagen rund 50 Flugstunden mit 5320 Flugkilometer . Der schnellste Flug mit einem Schnitt von 134km/h über 787 km absolviert. Am Abschlusstag fehlten sechs Kilometer zum 1000er. 994 km wurden mit einem Schnitt von 124 km/h zurückgelegt. Weltweit war man an diesem Tag in der OLC Tageswertung unter 75 Teilnehmer auf Rang 9 mit 1096,26 Punkten dabei. Die Erwartungen wurden erfüllt, auch wenn sich kein Superwetter mit hoch reichende Konvergenzen einstellte. In Erinnerung bleiben Farben und eine spektakuläre Weite des Landes. Für Popp erfüllte sich ein lang ersehnter Traum . Segelfliegen in Namibia hat für ihn Sucht-Potential.

Fotos: Frank Popp

Schulungsdoppelsitzer bekommt neue Rumpfbespannung

Werkstattarbeit steht an

Von Lothar Schwark

Nachdem die Flugsaison 2023 für die Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt weitgehend geendet hat, steht nun in der Werkstatt die Wartung der Flugzeuge an. Anfang Herbst wurden nochmals einige Segelflugzeuge in Kunststoffbauweise vom Flugzeugprüfer Silvan Meckelnburg bei der Jahresprüfung abgenommen. Hier arbeitet die Fliegergruppe Freudenstadt in zwei Blöcken. Neben der Herbstabnahme wird ein Großteil der Flotte Mitte Ende März vor der Saison abgenommen Meckelnburg ist mit der Fliegergruppe Freudenstadt verbunden. Der früher in Hamburg wohnhafte, hatte in Freudenstadt eine Großmutter, die er regelmäßig in den Ferien besuchte. Immer wieder schaute er auf dem Musbacher Fluggelände vorbei, um sehnsüchtig den Flugzeugen nachzuschauen. Durch den Kontakt mit einem Vereinsmitglied, blieb die Verbundenheit zu den Segelfliegern bestehen.

1998 war es dann soweit. Silvan nahm in Musbach an einem Schnupperlager der Segelflieger teil. Der Funke sprang sofort über und anschließend legte Silvan bei einem Hamburger Verein den Segelflugschein ab. Anschließend faszinierte der Wettbewerbsflug, er nahm an mehreren Deutschen Meisterschaften im Streckenflug teil. Vor acht Jahren absolvierte Meckelnburg in Kirchheim/Teck beim Segelflugzeughersteller Schempp Hirth eine Ausbildung zum Leichtflugzeugbauer. Seit sieben Jahren ist er Fluglehrer und seit 2019 Prüfer für Luftfahrtzeuge.

Am Ort wo alles mit der Fliegerei anfing, prüft er nun seit 2020 die Kurstoffsegelflugzeuge der Fliegergruppe Freudenstadt, Renchtal und Privathaltern. Im selben Jahr absolvierte Silvan seinen ersten 1000 Km Flug mit einem Segelflugzeug. Mittlerweile hat sich Meckelnburg zum technischen Betriebswirt weitergebildet und arbeitet inzwischen für den Baden Württembergischen Luftfahrtverband als hauptamtlicher Mitarbeiter für die Technik und als stellvertretender Betriebsleiter. Auch jährt sich heuer für Silvan das 25 Jahr im Segelflug. „Und da hat Freudenstadt nach seiner Ansicht einen großen Anteil“ daran .

Derweil bereitet der technische Leiter Timo Lehrke mit seiner Mannschaft einen Teil der Segelflugzeugflotte auf die Saison 2024 vor. Während bei Kunstoffflugzeugen weitgehend die normale Wartung stattfindet, steht der Werkstattcrew mit der Überholung des doppelsitzigen Schulungsflugzeug ASK-13 eine größere Hausaufgabe ins Haus. So wird in diesem Winter der Rumpf des bewährten Flugzeuges neu bespannt. Davor der Stahlrohrrumpf gründlich durchgearbeitet. Alte Steuerseile , Beschläge, Bremsklappen- und Umlegehebel nebst weiteren Bauteilen durch neue ersetzt. Zum Schluss der Arbeiten wird der Rumpf mit einem Oratex-Gewebe bespannt. Im Gegensatz zum früheren Baumwollgewebe, das mehrfach mit Spannlack bearbeitet werden musste. Das neue Gewebe bringt eine erhebliche Gewichtseinsparung, und geringere Arbeitsbelastung. Die neue deutlich leichtere Bespannung kommt der Zuladung zugute . Um mit der neuen Bespanntechnik vetraut zu sein, haben mehrere Mitglieder der Fliegergruppe beim Baden Württembergischen Luftfahrtverband einen Lehrgang absolvierte.

Dabei ist die ASK-13 mit Baujahr 1975 weiterhin ein sehr attraktives Flugzeug. Fluglehrer schätzen eine gute Sicht und Sitzmöglichkeiten . Inzwischen hat der Doppelsitzer 22.683 Starts und 4.517 Stunden hinter sich. Generationen von Flugschülern haben auf der ASK 13 ihren ersten Alleinflug absolviert. Mit nahezu 49 Jahren ist die „alte Lady“ auch in Zukunft ein absolut sicheres Fluggerät. Wenn Flugzeuge gut gewartet werden, haben sie eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer.Die ganze Grundüberholung wird von einem amtlichen Prüfer überwacht. Uns so hebt die ASK 13 sicherlich noch weitere Jahre in Musbach ab.