“Wissensaustausch, Teamarbeit und spannende Einblicke“

D-Kader Winter Treffen auf dem Klippeneck

Von Anton Harzer/Lothar Schwark

Mit Anton Harzer und Marven Gründler nahmen zwei Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt unlängst am D-Kader Winter Treffen auf dem Klippeneck teil. Für die talentierten Aufwindjäger, die passende Gelegenheit ihr Wissen in Sachen Wettbewerbs- und Streckenflug zu vertiefen. Als neu Mitglieder des D-Kader stellten sich Harzer und Gründler den weiteren Mitgliedern des D-Kader vor. Unter Leitung von Trainer Gerrit Illenberger wurden an zwei Tagen fachliche Themen vorgestellt und gemeinsam besprochen. Über das Thema „Welle in den Mittelgebirgen bei Karlsruhe“ referierte Jonas Zeller. Sein Vortrag ermöglichte einen tiefen Einblick in die komplexen meteorologischen Bedingungen, denen man während der Wellen-Flüge ausgesetzt ist. Für die Freudenstädter Nachwuchspiloten ein lehrreicher Vortrag, schließlich kann man von Musbach aus, erfolgreiche Flüge in der Südwest- oder Nordostwelle unternehmen.

Die fachliche Tiefe des Treffens wurde durch weitere Vorträge von erfahrenen Segelfliegern unterstrichen. So referierte Ben Fuglsang-Petersen über das Thema „Komplexe Entscheidungsfindung“. Angesprochen wurden kluge und schnelle Entscheidungen, die nicht nur beim Wettbewerbsfliegen von großer Bedeutung sind.

Zum Thema „Arbeiten an Segelflugzeugen“ stellten Harzer mit Kimi Neukom in einer Präsentation ihr Fachwissen über die Wartung und Instandhaltung von Segelflugzeugen vor. Trainer Chris Hiller war kurzfristig erkrankt. Er konnte jedoch online dem D-Kader Team,

verschiedene Methoden zur Bestimmung von Trainingsparametern vorstellen. Um die Gruppendynamik zu stärken und die Teamarbeit zu fördern hatten sich die Trainer eine besondere Aufgabe ausgedacht. In drei Gruppen aufgeteilt, wurden die Teilnehmer mit verbundenen Augen an verschiedene Standorte gebracht. Von dort galt es ohne digitale Hilfe, nur anhand einer selbst gezeichneten Landkarte zurück zum Lehrgangsgebäude auf dem Klippeneck zu finden. Dabei mussten vorgegebene Wendepunkte gefunden und fotografiert werden.

Vor der anstehenden Saison erstellte jeder Teilnehmer seinen Trainingsplan, um ihm mit dem jeweiligen Trainer zu besprechen. Abschließend wurden Informationen zum diesjährige D-Kader Trainingslager im April bekannt gegeben, was die Vorfreude aller auf die kommende Saison noch weiter steigerte. Schon jetzt freuen sich Harzer mit Gründler auf die Quali Meisterschaft der Junioren in Grabenstetten (03.08-10.08.24). Hier tritt als dritter Freudenstädter Nachwuchspilot ebenso Jakob Schick an. Alle drei Piloten wollen sich für die Segelflug – Junioren DM im Jahr 2025 qualifizieren.

Schöner Start in die Flugsaison 2024

Südwestwelle zum Jahresbeginn

Von Lothar Schwark

Mit einem ersten Wellenflug von knapp 100 km Flugstrecke absolvierte Hansjörg Rothfuß von Musbach aus den ersten Online Contest (OLC) Flug der Saison 2024. Die Punkteausbeute war fürs erste nebensächlich. Im Fokus stand das stille Gleiten in einem Wellenaufwind zu erleben. Schon Tage voraus hatte Rothfuß die sich anbahnende Wellenlage verfolgt. Während nahezu Windstille am Boden vorherrschte, fegte in der Höhe ein strammer Südwestwind mit rund 50-60 km/h über den Schwarzwald. Bei starken Verhältnissen und Wind am Boden, konnten die Musbacher Piloten bereits nahe der Wittlensweiler Eisenbahnbrücke, in wenigen hundert Meter über Grund ins Südwest Wellensystem einsteigen. Erfahrung und Kenntnisse, wo die Wellen stehen, sind gefragt. Markant, die hoch reichenden Wellen, die man auch beim Freudenstädter Krankenhaus vorfinden kann.

Klassisch bleibt der Einstieg über Mitteltal-Obertal, wenn die Luftmasse über die Schwarzwaldhochstraße hinab ins Tal der genannten Orte stürzt und sich aufschaukelt. Dazu ist eine stabile Luftschichtung erforderlich. Wie das aussehen kann, kann man selbst am Bach verfolgen, wenn quer liegende größere Steine überströmt werden. Sind die Steine dagegen rund oder liegen längs zur Wasserströmung im Bachbett, bilden sie keine Wellen aus. Das ist aber nur grob erklärt. Da ist die Physik gefragt. Nachdem Rothfuß mit dem Eigenstarter DG 800B/18 in Musbach abhob, steuerte er den Roßbühl (Zuflucht) an, um dort ins klassische Wellensystem, ausgelöst von der Moos, Höhe zu gewinnen. Genuss pur, als der erfahrene Pilot der Fliegergruppe Freudenstadt in der laminaren Strömung Höhe machte. Einmal mehr entschädigten ein grandioser Blick über den gesamten Schwarzwald und Vogesen, bis hin zu den Alpen.

In Rund 2800 Meter/NN ging es bis kurz vor Schonach. Von dort, zeichnete sich der Südschwarzwald mit einer Schneedecke ab. Möglich wäre der Weg in Richtung Kandel gewesen. Entspannt glitt Rothfuß nach Musbach zurück. Für ihn war es einfach ein schöner Start in die neue Saison. Mit jedem Tag und zunehmenden Sonnenstand meldet sich auch die Thermik zurück.

Noch hoffen die Musbacher Segelflieger auf eine Nordostlage. In einer solchen erreichte Rothfuß im Lee des Schwarzwald schon Höhen von bis zu 6000 Meter. Nötig ist die Aktivierung und Freigabe des Wellenfluggebiet Murgtal. Beim Ein- und Ausflug in dieses Gebiet ist eine  Funkverbindung mit den Fluglotsen in Frankfurt Langen (Zentrale der Deutschen Flugsicherung) erforderlich.

Mit Michael Schlaich vom LSV Schwarzwald der in Winzeln – Schwarzwald startete sowie Martin Schley vom Flugplatz Kehl/Sundheim nutzten zwei weitere Piloten die Wellenaufwinde. Sie steuerten direkt den Südschwarzwald an. Mit seiner großen Erfahrung fand Schlaich einen Rotor, der ihn Richtung Kandel wieder ins laminare Wellensystem hievte. So schaffte Schlaich gesamt 206 km Flugstrecke. Schley erflog vom Rheintal aus152 km. Während unten im Schwarzwald emsiger Betrieb vorherrschte, genossen die drei Piloten das stille Gleiten und eine Freiheit, die es Erdgebunden einfach nicht gibt. Man muss es einfach mal erlebt haben, so Rothfuß nach der Landung.

Fotos: Rothfuß