Nachwuchspiloten erfolgreich beim Streckenfluglager des BWLV

 Anton Harzer im D-Kader dabei

Von Lothar Schwark

Vom 19-27. August nahmen Anton Harzer und Marven Gründler von der Fliegergruppe Freudenstadt am Streckenfluglager des Baden-Württembergischen Luftfahrtverband auf dem Klippeneck teil. Teilnahmeberechtigt waren 15 Pilotinnen und Piloten im Alter bis zu 25 Jahren.

Ziel war es dabei Grundlagen der Flugplanung und die Durchführung von Streckenflügen gemeinsam mit hochqualifizierten Trainern zu erlernen oder schon mitgebrachtes Wissen und Können zu fördern. Der grundlegende Aufbau der Veranstaltung ähnelte zu Teilen einem Streckenflugwettbewerb mit gemeinsamem Wetterbriefing und Starten aus einer vorgegebenen Startaufstellung. Im Unterschied zu einem Wettbewerb wurde jedoch nicht gegeneinander geflogen, sondern in Teams von meist zwei Teilnehmerinnen / Teilnehmern und einem Trainer. Während des Fluges unterstützte der Trainer die Teilnehmenden bei Entscheidungen zur Vorflugtaktik und Kurbeltechnik oder gab weitere hilfreiche Tipps. Nach jedem Flug wurde dies im Team gemeinsam besprochen und analysiert.

Vier Teilnehmerinnen oder Teilnehmer mit besonders guten Leistungen während des StreLas wurden in den D-Kader aufgenommen. Von der FG Freudenstadt wurde nun Anton Harzer ins D-Kader aufgenommen. Ebenso haben sich Kimi Neukom von der SFG Bohlhof, Luca Martini und Florian Taigel, beide vom LV Reutlingen ins D-Kader geflogen. Der Landesleistungskader besteht aus den U25-Spitzensegelflugsportlern Baden-Württembergs. Unter der Leitung von Chris Hiller und Gerrit Illenberger finden die Förderung des Streckensegelfluges und die Vorbereitung der Junioren auf wichtige Wettbewerbe wie zum Beispiel die Deutsche Junioren-Meisterschaft statt. Dafür wird jedes Jahr im Frühjahr ein Trainingslager organisiert, in welchem vorrangig die fliegerische Vorbereitung auf die Aufgabenstellungen im Wettbewerb stattfindet. Auch im Winter trifft sich der Kader zu einem Winterseminar bei dem theoretische, taktische sowie mentale Inhalte diskutiert werden. Darüber hinaus bieten die Trainer auch während der Flugsaison individuelle Unterstützung und Beratung an – zum Beispiel in Form persönlicher Fluganalysen und Wetterprognosen.

Mit aktuell rund 200 Flugstunden und 300 Starts war Harzer von seiner Nominierung überrascht. Schließlich waren Piloten dabei, die teils schon Streckenflüge bis zu 800 km und einer selbst schon 1000 km absolviert hatten dabei. In der Bewertung der Trainer die acht Kategorien umfasste, war Harzer der Beste. Bei großer Hitze war es nicht immer einfach Überland zu fliegen. So erinnert sich der 17-jährige daran, als er an einem heißen Flugtag rund eine Stunde um den Flugplatz Münsingen ums bloße Oben-bleiben kämpfen musste. Da habe ich viel mehr dazugelernt, als ich im Gegensatz bei Traumwetter meine ersten 500 Km geflogen bin. Gut dabei war ebenso Marven Gründler mit seinen gerade 16 Jahren. Er gratulierte seinem Vereinskamerad herzlich zum Erfolg. Im kommenden Jahr will Gründler sich bei einem Qualifikationswettbewerb für die Junioren Segelflug DM qualifizieren.

Einen großen Dank richteten beide Freudenstädter Piloten an ihrem Verein. Der hat ihnen die Spitzensegelflugzeuge Discus 2b und einen Discus CS ohne Vorgaben zur Verfügung gestellt. Leistungsflugreferent Frank Popp ist von der Zukunft der Nachwuchspiloten überzeugt, die bei allem sportlichen Streben jedoch weiterhin das pure Segelfliegen genießen möchten.

Auf dem Weg vom Vilnius nach Lissabon in Musbach Zwischenstation gemacht

Drei Litauische Segelflieger leben das moderne Abenteuer

Von Lothar Schwark

Moderne Abenteuer gibt es heute noch. Das belegten unlängst die Litauischen Piloten Ingas Bitinitis, Algirdas Simoliunas und Sakalas Uzdavings vom Vilnius aeroklub. Bei ihrem Wandersegelflug von Vilnius nach Lissabon machten sie in Musbach Station. Insgesamt müssen quer durch Europa 4000 Flugkilometer absolviert werden. Das ganze immer dem Wetter angepasst. Angepeilt war am 25. August in Portugal anzukommen. Als große Hürde musste in Richtung Südfrankreich die Alpenkette bezwungen, als weitere Herausforderung die Pyrenäen gequert werden, bevor es durch Zentralspanien in Richtung Portugal geht.

Bei Verfassung des Berichts sind Bitinitis und Simoliunas in der Mitte Spaniens angekommen. Pech hatte Uzdavings, der seinen Wandersegelflug nach einem Fahrwerksschaden in Frankreich beenden musste. Bevor es am 11. August in Vilnius losging, musste Monate zuvor ein Team zusammengestellt werden. Da man mit reinen Segelflugzeugen unterwegs ist, war ein Rückhohlteam dabei. So ist gesichert, dass man bei einer Außenlandung vom Acker oder einer Wiese abgeholt wird, um den nächsten Flugplatz anzusteuern. Bei passendem Wetter waren Tagesstrecken von 300-400 km geplant. Beim Start in Vilnius war das Wetter alles andere als ideal.  Nach rund 200 Flugkilometer schwebte man auf dem Flugplatz Olszyn (ehemals Allenstein in Ostpreußen) ein.

Insgesamt bestand das Team aus 11 Mitgliedern. Neben den Rückhohlmannschaften ist ein Teamchef dabei, nebst Media und Filmteam. Gekocht und übernachtet wurde jeweils auf den angeflogenen Flugplätzen. Neben Luftmatratzen für Innenräume, hatte man auch Zelte dabei. In dieser Richtung sind Segelflieger pflegeleicht und brauchen keinen Luxus. Erfahrung geholt hatte man 2018 mit einem Wandersegelflug von Vilnius in die Ukraine. 1.800 km wurden in einer Woche erflogen. 2015 flog man vom Litauischen Segelflugzentrum Pociunai in zwei Tagen nach Estland. Pociunai ist auch mehreren Piloten der Fliegergruppe Freudenstadt bekannt, die dort an mehreren Europameisterschaften teilnahmen. Weiter gings durch Polen mit Landungen im berühmten polnischen Segelflugzentrum Leszno. In Deutschland waren Görlitz, Frickenwalde und Hof weitere Stationen. Von Völkleshofen bei Backnang wurde versucht Richtung Schwarzwald vorzudringen. Das stabile Wetter brachte nur schwache Thermik, man strandete auf den Flugplätzen Löchgau und Vaihingen/Enz. Von dort gings mit den Hängergespannen nach Musbach, wo die FG Freudenstadt ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

Bereits im Vorfeld hatten sich die Litauer mit rund 40 Flugplätzen in Verbindung gesetzt. Wichtig war es die einzelnen Lufträume der überflogenen Länder zu studieren und aktuelles Kartenmaterial zu besorgen. Beim abendlichen Plausch erfuhren die Musbacher Segelflieger interessantes.  So ist Sakalas Uzdavings in Litauen ein berühmter Schauspieler. Ebenso steht er in Vilnius einem Theater als Professor vor. Dem Segelfliegen hat er sich seit 10 Jahren verschrieben. Algirdas Simoliunas  ist bereits  20 Jahre Segelflieger.  Beruflich baut er Tiny Häuser.  Als jüngster Pilot studiert Ingas Bitinitis Physik und fliegt seit 10 Jahren. Nach ihrer Übernachtung schaffen die Litauer von Musbach aus noch einen 150 Km Flug nach Schänis/Schweiz. Schlepppilot Karl Pfau hatte bei Blauthermik (keine Wolken) die passenden Aufwindlifte angesteuert. Von Schänis gings bei Traumwetter direkt nach Serres/Südfrankreich. Von dort, wurde nach rund 360 Flugkilometer Piuvert/Frankreich vor den Pyrenäen erreicht, um  Tags darauf den Sprung über die Pyrenäen nach Spanien zu schaffen. Sowohl für die Piloten und Mannschaften waren das Tage voller Spannung, die man so schnell nicht vergessen wird.