Schöner Start in die Flugsaison 2024

Südwestwelle zum Jahresbeginn

Von Lothar Schwark

Mit einem ersten Wellenflug von knapp 100 km Flugstrecke absolvierte Hansjörg Rothfuß von Musbach aus den ersten Online Contest (OLC) Flug der Saison 2024. Die Punkteausbeute war fürs erste nebensächlich. Im Fokus stand das stille Gleiten in einem Wellenaufwind zu erleben. Schon Tage voraus hatte Rothfuß die sich anbahnende Wellenlage verfolgt. Während nahezu Windstille am Boden vorherrschte, fegte in der Höhe ein strammer Südwestwind mit rund 50-60 km/h über den Schwarzwald. Bei starken Verhältnissen und Wind am Boden, konnten die Musbacher Piloten bereits nahe der Wittlensweiler Eisenbahnbrücke, in wenigen hundert Meter über Grund ins Südwest Wellensystem einsteigen. Erfahrung und Kenntnisse, wo die Wellen stehen, sind gefragt. Markant, die hoch reichenden Wellen, die man auch beim Freudenstädter Krankenhaus vorfinden kann.

Klassisch bleibt der Einstieg über Mitteltal-Obertal, wenn die Luftmasse über die Schwarzwaldhochstraße hinab ins Tal der genannten Orte stürzt und sich aufschaukelt. Dazu ist eine stabile Luftschichtung erforderlich. Wie das aussehen kann, kann man selbst am Bach verfolgen, wenn quer liegende größere Steine überströmt werden. Sind die Steine dagegen rund oder liegen längs zur Wasserströmung im Bachbett, bilden sie keine Wellen aus. Das ist aber nur grob erklärt. Da ist die Physik gefragt. Nachdem Rothfuß mit dem Eigenstarter DG 800B/18 in Musbach abhob, steuerte er den Roßbühl (Zuflucht) an, um dort ins klassische Wellensystem, ausgelöst von der Moos, Höhe zu gewinnen. Genuss pur, als der erfahrene Pilot der Fliegergruppe Freudenstadt in der laminaren Strömung Höhe machte. Einmal mehr entschädigten ein grandioser Blick über den gesamten Schwarzwald und Vogesen, bis hin zu den Alpen.

In Rund 2800 Meter/NN ging es bis kurz vor Schonach. Von dort, zeichnete sich der Südschwarzwald mit einer Schneedecke ab. Möglich wäre der Weg in Richtung Kandel gewesen. Entspannt glitt Rothfuß nach Musbach zurück. Für ihn war es einfach ein schöner Start in die neue Saison. Mit jedem Tag und zunehmenden Sonnenstand meldet sich auch die Thermik zurück.

Noch hoffen die Musbacher Segelflieger auf eine Nordostlage. In einer solchen erreichte Rothfuß im Lee des Schwarzwald schon Höhen von bis zu 6000 Meter. Nötig ist die Aktivierung und Freigabe des Wellenfluggebiet Murgtal. Beim Ein- und Ausflug in dieses Gebiet ist eine  Funkverbindung mit den Fluglotsen in Frankfurt Langen (Zentrale der Deutschen Flugsicherung) erforderlich.

Mit Michael Schlaich vom LSV Schwarzwald der in Winzeln – Schwarzwald startete sowie Martin Schley vom Flugplatz Kehl/Sundheim nutzten zwei weitere Piloten die Wellenaufwinde. Sie steuerten direkt den Südschwarzwald an. Mit seiner großen Erfahrung fand Schlaich einen Rotor, der ihn Richtung Kandel wieder ins laminare Wellensystem hievte. So schaffte Schlaich gesamt 206 km Flugstrecke. Schley erflog vom Rheintal aus152 km. Während unten im Schwarzwald emsiger Betrieb vorherrschte, genossen die drei Piloten das stille Gleiten und eine Freiheit, die es Erdgebunden einfach nicht gibt. Man muss es einfach mal erlebt haben, so Rothfuß nach der Landung.

Fotos: Rothfuß

Ein Segelfliegertraum wurde wahr

Fliegerurlaub in Namibia

Von Lothar Schwark

Den Traum einmal im fernen Namibia mit einem Segelflugzeug abzuheben hat sich Frank Popp von der Fliegergruppe Freudenstadt erfüllt. Mit einem befreundeten Segelflieger aus Schweinfurt startete er am 10. November 2023 am Frankfurter Flughafen das Abenteuer Afrika. Nach 10 Stunden Flugzeit und 8.500 Flugkilometer kam man in Windhoek an. Das Gefühl nun blauen Himmel und sommerliche Temperaturen zu erleben war unbeschreiblich, so Popp. Mit einem Mietauto machte man sich auf den Weg zur Veronica Lodge. Mit ihren zwei rund 2000 Meter langen Start und Landebahnen in Nord-Süd und West-Ost Richtung mitten in der Steppe gelegen ist die Farm von Mitte Oktober bis Ende Januar ein guter Ausgangspunkt für Langstreckenflüge.

Schon auf der Hinfahrt zum Flugplatz beeindruckte die Weite des Landes . Die ersten 70 km bot eine Asphaltstraße noch guten Fahrkomfort. Die restlichen 120 km mussten auf einer unbefestigten, teils sehr groben Schotterstraße zurückgelegt werden. Springböcke, Warzenschweine kreuzten den Weg. Aufgeschreckte Geier flogen knapp an der Windschutzscheibe vorbei. „ Da wussten wir , wir sind in Afrika angekommen“ so Popp im Rückblick.

Natürlich stand das Fliegen im Vordergrund. Als Sportgerät nutzte man einen doppelsitzigen und eigenstartfähigen Arcus mit 20 Meter Spannweite. Hergestellt wird das Hochleistungssegelflugzeug bei Schempp-Hirth in Kirchheim/Teck. Nach der Ankunft erfolgte die ausführliche Einweisung über örtliche Gegebenheiten und Lufträume des Landes. An zwei Flugtagen machte sich Popp und sein Mitflieger mit dem Arcus und der wilden Landschaft vertraut. Die riesige Steppe bietet so gut wie keine Außenlandemöglichkeiten. Landbar sind nur einzelne Straßen, oder Salzpfannen worauf sich teils Flugplätze mit Farmen befinden. So hat Namibia neben Veronica mit Bitterwasser, Kiripotib und Pokweni weitere Startplätze anzubieten, die Segelfliegerträume wahr machen.

Die Segelflugzeuge werden Ende Sommer aus Europa in Containern mit dem Schiff nach Namibia verschifft. In einem Container werden mehrere Segelflugzeuge transportiert um die Kosten klein zu halten. Eine echte Kunst, wenn mehrere Rümpfe, Tragflächen und Leitwerke auf engsten Raum verstaut werden. Nachdem sich Popp mit Jakob Wieland eingeflogen hatten, wurden erste raumgreifende Streckenflüge angegangen. „Wir haben uns schnell als Team bei den Themen Flugstil, Risikomanagement, sportlichen Ehrgeiz und auch der Freude beim Fliegen geeinigt“. Gewöhnungsbedürftig waren Temperaturen von 32-35 Grad beim Start, der je nach Wetterlage zwischen 10.30- 13.00 Uhr erfolgte. Spannend, die ersten zwei Stunden, wo es meist nur mäßige Blauthermik (keine Wolken) bei tiefer Arbeitshöhe gab. Hatte man endlich die Wolken erreicht beginnt der Spaß, so Popp. Steigwerte von vier Meter pro Sekunde wurden zum Normalfall, die Wolkenbasis stieg bis auf 4500-5000 Meter an. Dazu wurde mitgeführter Sauerstoff genutzt. 1000 Kilometer Wetter gibt’s selbst in Namibia nicht alle Tage. Zum Sunset (Sonnenuntergang)19.30 Uhr muss man spätestens gelandet sein, da die Sonne in diesen Breiten nahezu schlagartig am Horizont versinkt.

Drei Tage blieb man wegen Regen, Gewitter und starken Wind am Boden. Gesamt wurden an neun Flugtagen rund 50 Flugstunden mit 5320 Flugkilometer . Der schnellste Flug mit einem Schnitt von 134km/h über 787 km absolviert. Am Abschlusstag fehlten sechs Kilometer zum 1000er. 994 km wurden mit einem Schnitt von 124 km/h zurückgelegt. Weltweit war man an diesem Tag in der OLC Tageswertung unter 75 Teilnehmer auf Rang 9 mit 1096,26 Punkten dabei. Die Erwartungen wurden erfüllt, auch wenn sich kein Superwetter mit hoch reichende Konvergenzen einstellte. In Erinnerung bleiben Farben und eine spektakuläre Weite des Landes. Für Popp erfüllte sich ein lang ersehnter Traum . Segelfliegen in Namibia hat für ihn Sucht-Potential.

Fotos: Frank Popp